Herausforderung Schule

Schulprobleme optimal meistern

Herausforderung Schule

Schulausflüge, Freunde fürs Leben finden, Streiche mit den Kumpeln, Spaß in der großen Pause, Weihnachtsbasteln – die Schulzeit hinterlässt viele schöne Erinnerungen. Doch leider auch viele nicht so schöne: Angst vor der Mathearbeit, blödes Vokabeln lernen, Ärger bei den Hausaufgaben und Streit unter Mitschülern. Und nicht nur Schüler haben Probleme in der Schule, für Eltern wird die Schulzeit ihrer Zöglinge oft zur Belastungsprobe und auch Lehrer haben nicht für jedes Problem eine Lösung parat.

In den anderthalb Jahren von August 2009 bis Anfang dieses Jahres haben die 14 regionalen Beratungsstellen für die Hamburg Schulen (Rebus) insgesamt mehr als 16.000 Anfragen erhalten. Hauptsächlich haben Lehrer und Eltern um Rat gefragt.

Meistens ging es um Verhaltensprobleme wie Unterrichtsstörungen und Schulversäumnisse. Doch auch Lern- und psychische Probleme wurden oft angesprochen. Über 44 Prozent der Anfragen betrafen Grundschüler. Zum einen, weil es dort oftmals keinen Beratungsdienst gibt, zum anderen heißt die Devise an Hamburger Schulen: Früh helfen, damit die Situation nicht später eskaliert.

Auch Mobbing ist ein Thema. Dabei geht es in den Stadtteilen rund um die Außenalster und Eimsbüttel vorrangig nicht um physische Gewalt. Psychische Gewalt, wie etwa die Ausgrenzung eines Mitschülers wegen nicht angesagter Klamotten, ist ebenfalls Mobbing und kann Kindern und Jugendlichen stark zusetzen. Rebus rät: „Sofort Hilfe holen!“ Zunächst sollte mit dem Klassen- oder Vertrauenslehrer gesprochen werden, wenn es schulintern nicht gelöst werden kann, sollte Rebus eingeschaltet werden.

Kinder unter Druck

Notendruck, Stress unter Mitschülern, hohe Leistungsanforderungen in der Schule und Elternwünsche, die aufs Kind projiziert werden – vielen Kindern wird es zu viel, sie fühlen sich unter Druck. Einige Kinder ziehen sich dann zurück und werden immer stiller, andere werden zum Zappelphilipp, wieder andere werden streitsüchtig und aggressiv. Körperliche Symptome können sein: Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Knirschen, Nägelkauen, Bettnässen, Appetitlosigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit. Betroffene Kinder werden immer jünger.

Was können Eltern dann tun?
„Eltern sollten sich Zeit nehmen für die Frage ‚Wie geht es dir, mein Kind?‘“, sagen die Therapeutinnen der Naturheilpraxis Lehmweg, die vor allem mit den körperlichen Symptomen der Kinder unter Druck konfrontiert werden. Bei der Antwort sollten Eltern ihr Kind erzählen lassen, ohne gleich zu bewerten und Lösungsvorschläge zu machen. So lernt das Kind, dass alles ausgesprochen werden darf, und dass es – eventuell mit Hilfe der Eltern – selbständig Probleme lösen kann. Eltern fungieren als Vorbild: Lassen sie sich unter Druck setzen, sind sie oft genervt, gestresst und gehetzt? Oder können sie auch mal loslassen, die Wohnung nicht aufräumen, das Telefon klingeln lassen? Zu erleben, dass Eltern ihre eigenen Grenzen erkennen und einhalten, dass sie sich nicht von Allem und Jedem unter Druck setzen lassen, ist für Kinder sehr hilfreich. Vor allem sollen Eltern und Kind erkennen, dass Schule ein wesentlicher Faktor im Leben eines Kindes ist, aber nicht alles „besetzen“ darf.

Lernen fürs Leben

Schule, so wie die meisten Eltern sie als Schüler erlebt haben, existiert nicht mehr. Nicht nur Rechenwege, Lehrinhalte und -methoden haben sich geändert, insgesamt ist die Welt komplexer geworden und stellt an Erziehungsberechtigte veränderte Anforderungen. Dr. Gottfried Thomas, Schulleiter der bilingualen, deutsch-englischen Privatschule Phorms in Hamburg, spricht über die aktuellen Anforderungen an Schule und Eltern:

Moderne Medien akzeptieren und nutzen
Schulen müssen die Kinder auf eine Zukunft vorbereiten, die uns allen unbekannt ist. Wir wissen nur, dass die Zukunft sich wegen der immer rasanter werdenden Veränderungen in erheblichem Maße von der heutigen Welt und Gesellschaft unterscheiden wird. Eine Schlüsselrolle dabei und gleichzeiti g eine große Herausforderung sind die modernen Medien. Eltern müssen zusammen mit den Schulen die Einflüsse von Computer, Handy etc. positiv nutzen, um sowohl den Interessen und Neigungen der Kinder und Jugendlichen zu entsprechen als auch zu einem angemessenen Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit diesen Medien erziehen zu können. Die spezielle Herausforderung dabei ist: Viele Eltern ebenso wie viele ErzieherInnen und LehrerInnen kennen sich selbst in der Welt der Computer und Medien nur unzureichend aus, sollen aber als Vorbilder und Lernbegleiter dienen.

Die Rolle von Eltern und Schule
Für Eltern ist es schwer, ein angemessenes Verhältnis zu finden zwischen dem Behüten und Beschützen ihrer Kinder einerseits und der Erziehung zur Selbstständigkeit und Entwicklung der Eigenverantwortung andererseits. Dieser Zwiespalt zusätzlich zum Anspruch der Schulen an eine zukunftsweisende Erziehung mit der notwendigen Offenheit in alle Richtungen, entspricht nahezu der Quadratur des Kreises. Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern ein möglichst breites Spektrum an Kenntnissen und Erkenntnissen, an kulturellen Einblicken und Philosophien, an Werten und Gedanken vermitteln. Der Blick über den eigenen Tellerrand ist elementar. Konkret heißt das, dass Eltern mit ihren Kindern möglichst viele Kontakte zu anderen Menschen, Kulturen, Religionen und Sprachen aufbauen sollten. Dazu ist es heutzutage nicht notwendig, große und teure Reisen zu unternehmen. Gerade in einer Weltstadt wie Hamburg sind diese Kontakte fast unbegrenzt möglich, wenn man sie nur sucht.

Hausaufgaben – Streitfalle für Familien

Theresa (9) aus Eppendorf ist gerade in die vierte Klasse gekommen. Die Hausaufgaben erledigt sie größtenteils selbstständig – doch ganz ohne elterliche Unterstützung geht es nicht Theresa und Mutter Wencke im Gespräch mit ALSTERKIND.

Theresa, wie lange hast du in der dritten Klasse täglich an deinen Hausaufgaben gesessen? THERESA:  Manchmal konnte ich alles in 15 Minuten erledigen. Doch manchmal saß ich auch ein bis zwei Stunden dran.WENCKE:  Eigentlich ist für die Hausaufgaben eine dreiviertel Stunde für die dritte Klasse vorgegeben, doch damit kommen die Kinder in der Regel nicht hin. Ich weiß von Kindern, die an manchen Tagen bis zu drei Stunden an ihren Hausaufgaben saßen.

Woran liegt es? WENCKE:  Durch die Verkürzung auf 12 Jahre bis zum Abitur werden Inhalte aus den weiterführenden Schulen in die Grundschule verlegt. Da kommt eine Menge Stoff auf die Kinder zu. Von dem vielen Input am Morgen sind sie nachmittags oft kaputt, dennoch gibt es zu Hause viel nach- und vorzubereiten.

Theresa, wie ist das für dich? THERESA:  Nicht so toll. Ich habe manchmal Angst, dass ich mich wegen der Hausaufgaben nicht mehr verabreden kann.

Wie ist dann die Stimmung zu Hause? THERESA:  Naja, ich habe manchmal keine Lust mehr und sag‘ Mama das auch. WENCKE: Wir versuchen dann, eine Lösung zu finden. Den einen Teil der Hausaufgaben vor dem Mittagessen, den anderen danach. Wenn die Konzentration zu sehr nachlässt, setze ich mich daneben.

Wie ist generell die Rolle der Eltern bei Hausaufgaben? WENCKE:  Ich finde es wichtig, dass Theresa lernt, ihre Aufgaben selbstständig zu lösen und sich selbst zu organisieren. Doch Kinder verlieren sich oft noch, sie haben noch kein Zeitgefühl. Die Hausaufgaben sind häufig so anspruchsvoll und so umfangreich, dass Eltern ihren Kindern helfen müssen, sich zu strukturieren. Und oftmals müssen sie sie auch motivieren. Es ist weder für die Kinder noch für die Eltern einfach. THERESA: Ich kenne andere Familien, bei denen es oft Streit wegen der Hausaufgaben gibt. WENCKE: Ja, ich kenne keine Familie, bei denen Hausaufgaben kein Thema ist. Ohne dass Eltern ein Auge auf die Erledigung der Aufgaben werfen, geht es nicht!

Was wäre euer Wunsch bezüglich Hausaufgaben? THERESA:  Hausaufgaben an sich sind in Ordnung. Es sollte nur nicht so viel sein. WENCKE: Ich wünschte mir, dass von den Kindern nur so viel erwartet wird, was sie ihrem Alter entsprechend auch leisten können. Der Anspruch ist sehr hoch.

Der Umgang mit Hausaufgaben aus der Sicht von Kai Pöhlmann (48), Leiter der „Abacus Nachhilfeinstitute“ Hamburg und Kreis Pinneberg. (www.nachhilfe-hh.de)

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Der Zeitfaktor ist bei vielen Schülern das größte Problem bei den Hausaufgaben. Damit die Masse an Hausaufgaben Schüler nicht überfordert, sollte für eine ruhige Arbeitsatmosphäre gesorgt werden. Es müssen ausreichend Zeitfenster für die Hausaufgaben eingeplant werden. Freizeittermine sollten nicht direkt nach der Schule gelegt werden. Generell gilt: Erst das Schnelle, dann das Zeitintensive. Vielleicht geht es in Mathe ja heute schneller, dafür muss in Englisch gaaanz viel geschrieben werden … Aber dann ist Mathe schon erledigt. Egal wie viel es ist, Hausaufgaben sind Arbeitsaufträge und müssen erledigt werden. Ein Fachlehrer vergibt Hausaufgaben nicht, um Schülern die Freizeit kaputt zu machen, sondern um den heute vermittelten Stoff zu verfestigen oder um erworbenes Fachwissen anwenden und umsetzen zu können.

Rolle der Eltern: Eltern nehmen die Rolle des lebenserfahrenen Erwachsenen und Supervisors ein. Es sollen keine Lösungen vorgeben werden, sondern Lösungshinweise, damit das Kind das Ergebnis selber herausfindet. Beispiel: „Mama, schreibt man das groß oder klein?” „Schau doch mal in den Duden”.

Ruhig bleiben! Für Eltern ist es oftmals schwer, ruhig zu bleiben, da sie mit ihren Kindern auf der Gefühlsebene kommunizieren und nicht sachlich neutral wie eine außenstehende Person. Doch Aufregung und laut werden, ist immer der falsche Weg.

Nachhilfe ist keine Hausaufgabenbetreuung: Ein seriöser Nachhilfeanbieter betreut nicht die Hausaufgaben. Denn das führt dazu, dass sich das Kind auf diese Unterstützung verlässt. Nachhilfe bedeutet immer, Lücken zu schließen und die Vermittlung von selbstständigem Arbeiten – nicht das Hinführen zur Unselbstständigkeit. Schließlich schreibt der Schüler die Klassenarbeiten ja auch selbst und muss den Stoff dann beherrschen.

Miese Noten – trotz Lernens

„Schlechte Noten sind selten das Ergebnis von zu wenig Lernen. Man muss die wirklichen Ursachen herausfinden und dort ansetzen.“ Ein Fall aus der Praxis von Meike Jürgensen, „Institut für Teschler Lernförderung“ in Eppendorf, www.lernlust-hamburg.de

Tom ist eigentlich in allen Fächern gut, nur in Mathematik hat er große Schwierigkeiten. Eine Dyskalkulie- förderung in der Schule und Nachhilfestunden haben dem Neunjährigen nicht geholfen. Inzwischen ist Tom überzeugt, dass er „zu doof für Mathe“ ist. Das Erledigen der Hausaufgaben und das zusätzliche Üben mit den Eltern belastet die Beziehung besonders zwischen Mutter und Sohn. Er geht nicht mehr gerne in die Schule, sein Selbstbewusstsein leidet.

Die Eltern sind verzweifelt. Sie wollen ihrem Sohn helfen, ohne ihn noch mehr unter Druck zu setzen. Sie kommen mit Tom zum Schülercoaching, um die Hintergründe der Probleme herauszufinden. Die genaue Befundaufnahme und Diagnostik erfolgt mit der Teschler Bildanalyse. Von Tom gemalte thematische Bilder geben zentrale Informationen über seinen körper-lichen, psychischen und mentalen Zustand und lassen Zusammenhänge verstehen, die zu seinen Lernproblemen geführt haben. Es wird deutlich, dass Teile von Toms linker Gehirnhälfte, die an der Verarbeitung von Zahlen beteiligt sind, nicht richtig funktionieren. Tom kann Rechenoperationen zwar verstehen, aber Zahlen zu verarbeiten und zu speichern fällt ihm schwer. Ursache dafür ist ein frühkindlicher Unfall, bei dem sein Kopf in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Die bisher erfolgten Maßnahmen konnten nicht gelingen, weil sie nicht an den Ursachen griffen. Das ständige Üben dessen was Tom nicht konnte, brachte ihm nur noch mehr Frust und hat das Gefühl von „Ich kann nicht“ verstärkt.

Nun können die Ursachen des Problems in Angriff genommen werden. Mit speziellem Training gelingt es, den beeinträchtigten Teil seiner Gehirnfunktionen zu aktivieren und zu schulen, bis ihm die Verarbeitung und Speicherung von Zahlen gut gelingt. Nach zirka sechs Monaten hat Tom seine Schwierigkeiten überwunden. Er bewältigt die schulischen Anforderungen in Mathematik und ist allgemein ausgeglichener. Vor allem ist er wieder selbstbewusst und hat Spaß an der Schule.

„Kein Kind ist faul!“

Wenn alles Üben nichts hilft, die Noten noch immer schwach sind, ist es für Kinder und Eltern gleichermaßen frustrierend. Stress in der Familie ist programmiert. Schuld an dem Problem sind oftmals Lernblockaden. Fragen zu den Hintergründen an Kim Sielk, Diplompädagogin, integrative Lerntherapeutin und Inhaberin von „Rechnen Lesen Schreiben“, www.rechnen-lesen-schreiben.de

Was sind Lernblockaden? Bei einer Lernblockade ist das Wissen eigentlich da, doch es kann nicht mehr abgerufen werden. Kinder können sich nicht mehr konzentrieren, das Gelernte scheint beim Schreiben einer Arbeit plötzlich aus dem Kopf gelöscht zu sein.

Woher wissen Eltern, dass das Kind nicht einfach zu faul war, um richtig für die Arbeit zu lernen? Faulheit gibt es nicht. Jedes Kind will lernen, möchte gut sein und will für seine Leistung gelobt werden.

Wie entstehen Lernblockaden? Jede Lernblockade hat eine eigene Geschichte. Meistens erhalten die Kinder nicht genug positive Bestärkung von Eltern und Lehrern. Wenn der Fokus immer nur auf den Defiziten liegt, geraten die Dinge, die das Kind kann, in den Hintergrund. Es beginnt eine Negativspirale. Das Kind wird demotiviert und glaubt nicht mehr, dass es überhaupt was kann. Zudem mangelt es oft an einer strukturierten, zielgerichteten Organisation beim Lernen. Dann ist das Wissen oberflächlich und kann in Stresssituationen nicht abgerufen werden.

Wie löst man Lernblockaden? Im Gespräch mit den Eltern wird das Problem identifiziert, Kinder sind erst ab 12 Jahre dabei. Zunächst teste ich, ob eine Teilleistungsstörung wie Dyskalkulie oder Legasthenie vorliegt. Kann ich das ausschließen, gibt es je nach Problematik Entspannungsübungen, Konzentrationstraining und das Selbstbewusstsein wird gestärkt. Oft wird strukturiertes und zielgerichtetes Lernen geübt.

Hochbegabung – Segen oder Fluch?

Diplom-Psychologin Suzana Zirbes-Domke ist auf Hochbegabtendiagnostik spezialisiert. Sie arbeitet im „Naturheilzentrum für Kind und Familie“ in Pöseldorf. www.hamburg-naturheilzentrum.de. Ein Fall aus der Praxis:

Die Euphorie, endlich die Schule zu besuchen, war bei Sarah schnell verflogen. Mit fast fünf Jahren hatte sie sich das Lesen selbst beigebracht und im Zahlenraum bis 100 fehlerfrei gerechnet. Sie fieberte nach mehr – doch die Erzieherinnen rieten von einer früheren Einschulung ab, da Sarah auf sozialer Ebene noch nicht soweit sei. Bereits nach den ersten Schulwochen berichtete die Klassenlehrerin, dass die mittlerweile 6-Jährige oft einen abwesenden Eindruck mache, sich schlecht konzentrieren könne und sich banale Fehler häuften. Die Lehrerin meint, Sarah habe vielleicht ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom).

Stattdessen lassen die Eltern Sarah auf Hochbegabung testen. Beim Test ist Sarah hochkonzentriert, zeigt eine unglaubliche Ausdauer und Leistungsmotivation. Das Ergebnis: Von ADS keine Spur, im Bereich Konzentration erzielt sie Höchstwerte, ihr Intelligenzquotient liegt nahe der Grenze zur Höchstbegabung. Sarah überspringt daraufhin die 1. Klasse und ist nach einigen Monaten bereits die Klassenbeste. Zudem besucht sie die Schach- und Mathe-AG, spielt Fußball und lernt Klavier. Nun geht sie – meistens – gerne in die Schule.

Fragen zu dem Thema an Dr. Karin Joder, Diplom-Psychologin mit Schwerpunkt Hochbegabtendiag-nostik und Autorin des Buches „Die Diagnose Hochbegabung - Reaktionen von Eltern und Erwachsenen“ (Roderer-Verlag Regensburg, für 25,80 Euro inkl. Versand erhältlich unter www.karinjoder.de)

Viele Eltern sind häufig verblüfft von den Leistungen ihrer Kinder. Doch was weist wirklich auf Hochbegabung hin? Hochbegabung bedeutet nicht automatisch Hochleistung. Hinweise können jedoch sein, dass Kinder im frühen Alter mit einem auffallend umfangreichen Wortschatz sprechen, hoch lernmotiviert sind (besonders vor der Einschulung) und scheinbar altersuntypische Dinge brennend wissen wollen. Viele sind sensibel und hoch anspruchsvoll sich selbst und ihren Mitmenschen gegenüber. Der Drang nach Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung ist hoch.

Was passiert, wenn die Hochbegabung unentdeckt bleibt? Bei geistiger Unterforderung und Unverständnis fühlen hochbegabte Kinder sich oft „anders“ oder auch missverstanden. Sie langweilen sich im Kindergarten oder Schule und wollen nicht mehr hin. Leistungsverweigerungen, Bauch- und Kopfschmerzen ohne Befund, Einnässen, Traurigkeit oder Aggressivität können auftreten. Das Selbstbewusstsein schwindet.

Wann sollte ein Kind getestet werden? Vorbeugen ist besser als Heilen, daher sollte bei den Anzeichen getestet werden, auch wenn noch keine Probleme entstanden sind. Denn wenn Kinder gute oder sehr gute Schulleistungen erhalten, ohne sich dafür nennenswert anstrengen zu müssen, entwickeln sie keine Anstrengungsbereitschaft. Sie verpassen „Lernen zu lernen“. Das kann im späteren Leben problematisch werden, wenn die Jugendlichen dann aus scheinbarer „Bequemlichkeit“ vorzeitig aufgeben.

Ist eine Hochbegabung Fluch oder Segen? Sollten Eltern sich freuen, ein überdurchschnittlich schlaues Kind zu haben oder sind vermehrt Probleme auf der Tagesordnung? Ein Kind ist immer ein Grund zur Freude. Die Probleme bei einem hochbegabten Kind sind anders, aber nicht vermehrt. Solange das Kind nicht ausgebremst wird, sondern seine Begabungen leben kann, entstehen keine begabungsbedingten Probleme.

„Hochbegabte Kinder sind unsportlich, haben Probleme Freunde zu finden doch haben dafür tolle Noten!“ – Was ist Klischee und was Realität? Es gibt viele sportliche und unsportliche Hochbegabte, viele mit oder ohne Freunde und viele mit guten oder schlechten Noten. Häufiges Klischee ist und bleibt jedoch die Vorstellung, „Hochbegabung“ sei automatisch „Hochleistung“ oder „Hochbegabte wissen alles automatisch, weil sie den Röntgenblick haben und folglich kein Buch lesen müssen“ – dem ist nicht so.

Vor welchen Schwierigkeiten können Eltern hochbegabter Kinder stehen? Und wie können sie damit umgehen? Unverständnis, Neid und Missgunst kann ihnen entgegenschlagen. Häufig werden sie als ehrgeizige „Eislaufeltern“ bezeichnet. Sie müssen sich dann überlegen, mit welchen Menschen sie Umgang haben möchten und sich ein passendes, verständnisvolles Umfeld suchen. Es ist schließlich die Rolle der Eltern, ihre Kinder zu fördern. Hilfe können auch Vereine und Initiativen bringen.

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