Kinder in Bewegung

80% der Kinder bewegen sich zu wenig!

Kinder in Bewegung

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80% der Kinder bewegen sich zu wenig! Das ist das erschreckende Ergebnis der Langezeitstudie „MotorikModul“ (MoMo) der KiGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland).

Dabei sind viele Kinder in Sportvereinen aktiv, doch den meisten fehlt ausreichend Bewegung im Alltag. Experten warnen: Bewegungsmangel bei Kindern kann zu motorischen Defiziten und gesundheitlichen Problemen wir Adipositas oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Wie viel Bewegung braucht ein Kind? Warum ist Bewegung so wichtig? Wo und wie bewegen sich Kinder und was motiviert sie? Und wie bringt man mehr Bewegung in den Familien-Alltag? Wir geben Antworten.

FAKTEN

• In den letzten zwölf Jahren sank die körperliche Alltagsaktivität um 37% (= 31 Minuten pro Woche).

• Die motorischen Fähigkeiten heutiger Kindern sind um etwa 10% schlechter als bei Gleichaltrigen vor 40 Jahren.

• 43% der Kinder und Jugendlichen erreichen bei Rumpfbeugen das Fußsohlenniveau nicht.

• Drei Viertel der 11- bis 17-Jährigen geben an, in den letzten drei Monaten Schmerzen gehabt zu haben. Fast die Hälfte davon klagte über Rückenschmerzen.

• 15% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind übergewichtig, fast 6% adipös.
Quelle: KiGGS-Studie / MoMo

Wie viel Bewegung braucht ein Kind?

Kinder brauchen mehr Bewegung als Erwachsene. Deswegen ist es wichtig, dass Bewegung im Alltag so selbstverständlich ist wie Zähneputzen.Im Auftrag des „Bundesministeriums für Gesundheit" (BMG) haben Wissenschaftler die folgenden „Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung“ erarbeitet:

Säuglinge und Kleinkinder (0 bis 3 Jahre)
Säuglinge und Kleinkinder sollten sich so viel wie möglich bewgen und so wenig wie möglich in ihrem natürlichen Bewegungsdrang gehindert werden; dabei ist auf sichere Umgebungsbedingen zu achten.

Kindergartenkinder (4 bis 6 Jahre)
Für Kindergartenkinder soll insgesamt eine Bewegungszeit von 180 Minuten pro Tag und mehr erreicht werden, die aus angeleiteter und nichtangeleiteter Bewegung bestehen kann.

Grundschulkinder und Jugendliche (6 bis 18 Jahre)
Kinder ab dem Grundschulalter sollen eine tägliche Bewegungszeit von 90 Minuten und mehr in moderater bis hoher Intensität erreichen. 60 Minuten davon können durch Alltagsaktivitäten, wie z. B. mindestens 12.000 Schritte/Tag, absolviert werden.

So wichtig ist Bewegung

Laufen, hüpfen, klettern, tanzen, toben, Fahrrad fahren und dabei so richtig schön aus der Puste kommen. Bewegung ist unverzichtbar für die körperliche, geistige, emotionale und psychosoziale Entwicklung von Kindern. Generell gilt: Je mehr Bewegung, desto höher der gesundheitliche Benefit.
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Bewegung unterstützt...

• die motorische Entwicklung
. Entwicklung des Körpergefühls
. Verbesserung der Koordination und Reaktionsfähigkeit
. Förderung der Selbstwirksamkeit
. Verbesserung der Handlungsplanung, -steuerung und -kontrolle

• die körperliche Entwicklung
. Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems
. Verbesserung der Muskulatur, Bewegungsfähigkeit und Körperhaltung
. Förderung der Durchblutung und der Stoffwechselaktivität
. Stärkung des Immunsystems

• die sensorische Entwicklung
. Steigerung der Hirndurchblutung und damit der Leistungsfähigkeit des Gehirns
. Erhöhung der Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit
. Förderung der Lerngeschwindigkeit
. Abbau von Stress

• die emotionale Entwicklung
. Steigerung des Selbstvertrauens und der Selbstständigkeit
. Erhöhung der Bewegungsfreude und der Motivation
. Stabilisierung von Stimmungen und Förderung des Wohlbefindens
. Steigerung von Widerstandsreserven

• die kognitive Entwicklung
. Stärkung der Selbsteinschätzung
. Erweiterung des Vorstellungsvermögens und des Bewegungsgedächtnisses
. Verbesserung von Kreativität und Geschicklichkeit
. Förderung des abstrakten Denkens, der mathematischen Kompetenz und der Sprachfähigkeit

• die soziale Entwicklung
. Intensivierung von Kontakten mit anderen
. Unterstützung beim Erkennen, Durchsetzen und Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse
. Förderung von Kooperationsfähigkeit und Hilfsbereischaft
. Steigerung von Rücksichtnahme und Regelverständnis
. Verbesserung von Konfliktfähigkeit und sozialer Stabilität
Quelle: Deutsche Sportjugend, www.dsj.de

Bewegungsspiele, die Spaß machen

Hüpfekästchen/ Himmel und Hölle
Spieler: allein oder mit mehreren.
So geht’s: Zuerst mit Straßenkreide die nummerierten Felder aufzeichnen. Die Spieler müssen versuchen, mit einem kleinen Steinchen der Reihe nach die Felder zu treffen. Trifft ein Spieler das erste Feld, darf er hüpfen. Dabei muss er das Feld mit dem Steinchen überspringen. Nebeneinanderliegende Felder werden im Grätschschritt gesprungen. Auf dem Rückweg bleibt das Kind vor dem Feld mit dem Steinchen stehen und hebt es (auf einem Bein stehend) auf. Hat der Spieler es fehlerfrei geschafft, darf er das nächste Feld versuchen, sonst ist der nächste dran!

Schattenlauf
Spieler: mind. 2.
So geht’s: Ein Spieler geht vor und denkt sich lustige oder schwierige Bewegungen aus, z.B. im Zick-Zack laufen, auf einem Bein hüpfen, im Entengang gehen, sich hinfallen lassen. Der Schatten muss alle Bewegungen so genau wie möglich nach machen.

Gordischer Knoten
Spieler: ab 5.
So geht’s: Die Spieler stellen sich in einem Kreis auf, schließen die Augen und strecken ihre Hände aus. Jeder Spieler sucht mit beiden Händen je eine andere Hand und greift sie. Wichtig ist, dass die ergriffenen Hände zu verschiedenen Personen gehören. Dann öffnen die Spieler die Augen wieder und versuchen durch Drunter- und Drübersteigen gemeinsam den Gordischen Knoten zu lösen.

Prell-Quiz
Spieler: allein oder mit mehreren.
So geht’s: Ein Ball wird vom Spieler auf den Boden oder gegen eine Wand geprelllt. Bei jedem Aufprellen sagt man einen Begriff aus einer vorher festgelegten Kategorie, z.B. Tiere, Flüsse oder Hauptstädte. Der Durchgang geht so lange, bis der Spieler den Ball verliert oder ihm kein Begriff eingefallen ist. Wer die meisten Begriffe schafft, gewinnt.

Hahnenkampf
Spieler: mind. 2.
So geht’s: Mit Kreide oder Seilen wird auf dem Boden ein Spielfeld abgegrenzt. Zwei Spieler stellen sich in der Mitte der „Kampfarena“ auf. Auf einem Bein und mit verschränkten Armen müssen die beiden Hähne nun versuchen, sich gegenseitig vom Spielfeld zu drängen oder dafür zu sorgen, dass der Gegner den zweiten Fuß auf den Boden setzt. Wem eins von beidem gelingt, hat gewonnen! Bei mehreren Spielern tritt der Gewinner gegen den nächsten Hahn an.

Bewegungsfreude durch Tanzen

Anna Greie, Tanzpädagogin und Stage UP! Schulleitung: "Tanzen löst bei Kindern und Jugendlichen zahlreiche positive Effekte für Körper und Seele aus. Lebensfreude, Leidenschaft und Energie werden erzeugt. Tanzen fördert das Selbstbewusstsein und die Achtsamkeit ebenso wie soziale Fähigkeiten. Dabei werden stimmungsaufhellende Hormone ausgeschüttet. Tanzen führt zu Empathie und Verbundenheit, ein „Wir-Gefühl“ entsteht. Auf physischer Ebene verbessert Tanzen die Ausdauer, das Gleichgewicht, die Koordination, die Körperhaltung und die Beweglichkeit. Die Durchblutung wird angeregt, die Organe werden besser mit Sauerstoff versorgt, die Fettverbrennung wird gesteigert, das Immunsystem gestärkt und Stress wird abgebaut. Wesentliche Auswirkungen hat der Tanz auch auf die Kognition. Verschiedene Bewegungsabläufe fördern die Entscheidungs- und Reaktionsfähigkeit, steigern Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnisleistung. Fantasie, kreative Problemlösung und räumliche Wahrnehmung werden angeregt. Aber vor allem: Tanzen macht riesig Spaß!"
(Quellenangabe: Studienarbeit Isabelle Werner)
Stage UP! Anna Greies Musicalschule, Stresemannstraße 374 b, 22761 Hamburg, Tel. 040-89720888, www.stage-up.de

Bewegung fördert Lernen - Gymnastik fürs Gehirn

Das Brain-Gym® ist eine effektive Methode, mit der Lern-, Konzentrations- und Gehirnleistungen aktiviert und verbessert werden können. Es besteht aus einer Reihe verschiedener Übungen:

Überkreuzbewegung
Einfach auf der Stelle gehen, dabei jeweils das eine Knie hochziehen und das Bein mit dem Ellenbogen des angewinkelten Arms der anderen Seite zusammenbringen: also linkes Bein zum rechten Ellenbogen und umgekehrt. Diese Bewegung möglichst langsam und bewusst ausführen. Wirkung der Übung – Verbessert wird die LinksRechts-Koordination, Atmung und Fitness sowie das Raumbewusstsein und das beidäugige, plastische Sehen. Integriertes Lernen wird erleichtert.

Elefant
Mit entspannten Knien aufrecht stehen, das linke Ohr ganz eng auf die linke Schulter legen, der Arm ist gestreckt. Nun mit ausgestreckten Zeigefinger vor sich eine große liegende Acht in die Luft malen, den Oberkörper von der Taille an dazu einsetzen und die Fingerspitze mit den Augen verfolgen. Wirkung der Übung – Mit der Übung werden alle Bereiche des Geist-Körper-Systems aktiviert. Außerdem lösen sich damit Verspannungen im Nackenbereich.

Double-Doodle (Simultanzeichnen)
Mit beiden Händen gleichzeitig spiegelbildlich Figuren, Kringel und Kreise auf ein Blatt Papier zeichnen. Wirkung der Übung – Mit dieser Übung werden die Koordination der Augen gefördert und die Augen-Hand-Abstimmung für eine bessere Schreibfertigkeit unterstützt.

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