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Kolumne: Na dann: Happy Birthday!
Was kommt ebenso regelmäßig wie ein Grippe-Virus im Herbst, kostet jede Menge Geld und noch mehr Nerven? Genau, ein Kindergeburtstag! Gut, wenn Eltern bei diesem Thema lernfähig sind.
Seit ich Kinder habe, habe ich viel gelernt. Zum Beispiel, dass ein Stau einem doppelt so lang vorkommt, wenn man nur eine einzige „Benjamin Blümchen“-Kassette dabei hat. Oder dass die Farbe eines Strohhalms Auslöser für einen interfamiliären Nah-Ost-Konflikt sein kann. Außerdem habe ich gelernt, dass die ganzen Weisheiten, die ich über Kindererziehung erzählt habe, bevor ich selbst welche hatte, blanke Theorien waren. Die Praxis sieht anders aus, irgendwie kleinlauter, bescheidener und überhaupt nicht so glamourös, wie man das aus den weichgezeichneten Branchenblättern „Eltern“ oder „Glückliche Kindheit“ oder wie sie alle heißen, immer liest. Besonders nicht an den zwei Tagen im Jahr, an denen uns ein Kindergeburtstag ins Haus steht.
Am Anfang waren mein Mann und ich der Meinung, man müsse ja nun wirklich nicht so eine große Welle um die Sache machen. Ein paar Spiele, Kuchen, Luftballons, fertig. Dann kamen die Gäste. Sie verteilten sich überall in der Wohnung, genau wie die Styropor-Kügelchen aus dem Jahrmarkt-Teddy, der kurz darauf platzte, obwohl der dicke Jonathan nur einmal drauf gesprungen war. Das unverhoffte Bälle-Bad im Spielzimmer wurde von den Kindern mit großem Hallo begrüßt. „Sooo, ihr Lieben, dann wollen wir jetzt mal alle gemeinsam Kuchen essen“, versuchte ich in angestrengtem Pädagogen-Deutsch das Chaos wieder unter Kontrolle zu kriegen. Klappte aber nicht. Die Lieben wollten nämlich gar keinen Kuchen. Das heißt, alle wollten zwar ein Stück, aber nur, weil sie scharf auf die Zucker-Clowns waren, die oben drauf lagen. Der Rest blieb liegen. In drei Minuten war der Programmpunkt „Kuchenessen“ abgehakt und die Meute schwärmte wieder aus. Bis auf Jonathan, der blieb sitzen und aß die Teller leer.
Es folgte der Klassiker „Topfschlagen“, bei dem nur ein ganz bisschen Lack vom Türrahmen abgeschlagen wurde. Wattepusten klappte nicht so gut, weil die meisten den Unterschied zwischen pusten und saugen noch nicht verinnerlicht hatten und beim Schokolade-Auspacken kriegte das Geburtstagskind einen Wutanfall, weil es keine Sechs würfelte. Dann wollten wir Stopp-Tanz machen, aber nachdem Max behauptet hatte, das wäre echt nur was für Mädchen, verteilte sich die Gesellschaft wieder in der Wohnung. Vermutlich auf der Suche nach weiteren Jahrmarktteddys. So genau weiß ich das nicht mehr, ich war die meiste Zeit bei Jonathan im Wohnzimmer neben dem Sofa und hielt ihm im entscheidenden Moment die Schüssel hin.
Das war vor ein paar Jahren. Inzwischen habe ich meine Einstellung zu Kindergeburtstagen gründlich verändert. Ich halte Partys in Indoor-Spielplätzen nicht mehr für prollig, sondern für praktisch. Ich finde auch, dass extern organisierte Veranstaltungen gar nicht mehr so teuer sind, wenn man die Renovierungskosten der eigenen Wohnung dagegen hält. Und sollte einer unserer Jungs jemals den Wunsch äußern, seinen Geburtstag bei „Mc Donalds“ zu feiern, bitte schön! Wie gesagt: Man muss ja auch nicht immer so eine große Welle machen, um Kindergeburtstage.
Unsere Kolumnistin: Birte Kaiser (43) ist freie Journalistin. Bis zur Geburt ihres ersten Sohnes hat sie fest für die „Für Sie“ gearbeitet. Jetzt schreibt sie regelmäßig als freie Mitarbeiterin für diverse Frauenzeitschriften und für ALSTERKIND. Sie lebt mit ihrem Mann und den beiden Söhnen Hannes (9) und Mats (6) in Winterhude. www.birtekaiser.de