INTERVIEW: ROLF ZUCKOWSKI

„Wir bräuchten mehr Politiker mit eigenen Kindern.“

INTERVIEW: ROLF ZUCKOWSKI

Mitten in der Probe mit dem Mädchenchor der „Jugendmusikschule Hamburg“, steht ein kleines Mädchen auf, geht zu Rolf Zuckowski und flüstert ihm etwas zu, was die übrigen Zuschauer nicht hören können. Der Sänger lächelt und stimmt mit seiner blauen Gitarre an: „Guten Tag, ich bin der Nikolaus, guten Tag, guten Tag.“ Die Kinder schreien entzückt auf. „Das ist von dir...?“ ruft ein Chor-Mädchen freudig „...etwa auch die Weihnachtsbäckerei?“ Alle, die der Probe beiwohnen lachen auf. Jeder kennt Rolf Zuckowski, die Kinder zumindest alle seine Hits. Und er hat mehr zu bieten als ein Riesenrepertoire an Kinderliedern. Im Mai, in dem Monat wurde er 65 Jahre alt, hat er seine aktuelle CD für Erwachsene veröffentlicht und unterstützt viele caritative Einrichtungen. ALSTERKIND im Gespräch mit dem Hamburger Rolf Zuckowski.

Sie haben wahrscheinlich die meisten deutschen Ohrwürmer produziert. Wie fühlt sich das an?
Ob das stimmt, weiß ich nicht, eine solche Statistik könnte ja auch nur subjektiv sein. Als Liedermacher freue ich mich natürlich, wenn das Miteinander von Musik und Text stimmt, so dass auf die Hörer das überspringt, was ich beim – bei mir fast immer gleichzeitigen – Komponieren und Texten gefühlt und gedacht habe. Wenn die Melodie zudem so eingängig ist, dass sie sich im Ohr festsetzt, umso besser.

Es gibt viele „Heile-Welt-Lieder“ von Ihnen, aber auch Nachdenkliches. Was möchten Sie bei Kindern bewirken?
Es gibt viele Probleme in der Welt, die Kinder sehr bewusst aufnehmen. Musik kann ihnen keine andere Realität vorgaukeln, doch ich möchte ihnen Hoffnung machen, sie motivieren, den Mut nicht zu verlieren. Meine Botschaft ist: Die Welt ist schön und voller Möglichkeiten, es lohnt sich, in ihr zu leben!

Was würden Sie in musikalischer Hinsicht gern noch erreichen?
Eigentlich bin ich sehr glücklich mit meinem musikalischen Schaffen und seiner Ausstrahlung. Viele erkennen mich nicht sofort als Person, kennen aber meine Lieder. Wichtiger als mein Dasein ist wohl, dass es meine Lieder gibt, die bleiben. In der Erwachsenen-Liederwelt meiner Heimatstadt würde ich jedoch gern mehr wahrgenommen werden. Es ist für mich kaum nachzuvollziehen, dass der NDR-Sender mit dem Slogan „Wir sind Hamburg“ meine aktuellen Erwachsenen-Lieder kaum im laufenden Tagesprogramm spielt, ganz im Gegensatz zu den meisten ähnlich gestalteten Sendern im ganzen Land, wo z.B. der Titelsong meines neuen Albums „leiseStärke“ eines der meist gespielten Lieder der vergangenen Monate war.

Was, außer offeneren Radiosendern, würden Sie sich für Hamburg wünschen?
Mich erschrecken die zum Teil gravierenden Unterschiede zwischen den Stadtteilen. Viele Kinder können unsere schöne Stadt mit ihrem enormen Kinderangebot genießen, den Nachbarskindern drei Kilometer weiter fehlt es dagegen an Spielflächen und erschwinglichen kulturellen Mitmachmöglichkeiten.

Sie unterstützen viele Kinderhilfsorganisationen, haben auch eine eigene Stiftung „Kinder brauchen Musik“ gegründet. Was ist Ihre Motivation dahinter?
Bei caritativen Auftritten gibt man nicht nur, man bekommt auch viel zurück. Selbst wenn ich in einem Kinderhospiz gespielt habe, komme ich bereichert wieder nach Hause. Solange ich keine neue CD aufnehme und für ihre Verbreitung durchs Land reise, kann ich zwei Drittel meiner Zeit mit gemeinnützigen und ehrenamtlichen Aktionen füllen, die mir eine Herzensangelegenheit sind.

Sie scheinen ständig auf Tournee zu sein, eine CD zu produzieren, mit Kindern auf der Bühne zu stehen oder für einen caritativen Zweck aktiv zu sein. Wie entspannen Sie?
Zwei Stunden auf der Bühne oder in einem Projekt unserer Stiftung setzen bei mir so viele positive Emotionen frei, dafür brauchen andere zwei Wochen Ferien. Ich habe außerdem das Glück, mit dem wunderbaren weiten Blick über der Elbe zu wohnen, da kommt auch im Alltag schnell ein Urlaubsgefühl auf.

Vorhin bei der Probe mit den Kindern der Staatlichen Jugendmusikschule waren Sie so entspannt und nett wie man Sie von Ihren Liedern kennt, jetzt auch. Sind Sie eigentlich immer nett?
Ich bin von Natur aus meist ausgeglichen und versuche, allem etwas Positives abzugewinnen. Ich liebe Kinder und „arbeite“ sehr gern mit ihnen. Was ich mache, macht mir Spaß. Meine Frau und meine engsten Mitarbeiter kennen mich natürlich auch gestresst, dass ich ausraste haben sie allerdings nur selten erlebt.

Wie war es, als Ihre Kinder in der Pubertät waren?
Die Pubertätszeit war für uns nicht so schlimm, wie es überall geschrieben steht. Mit der Tochter etwas anstrengender als mit den Söhnen. Die Panik davor macht es vielleicht zur selbsterfüllenden Prophezeiung für einige. Entspannte Eltern haben auch entspannte Kinder, und die Erinnerung an die eigenen „wilden Jahre“ sollte man auch immer mal wieder auffrischen, das relativiert manches.

Mittlerweile sind Sie Großvater: Was hat sich in der Kindererziehung im Vergleich zu früher verändert?
1985 habe ich „Was braucht ein Kind noch mehr?“ geschrieben. In dem Lied geht es um überquellende Kinderzimmer und überfüllte Kinderleben, die die Kinder nicht glücklicher machen. In den vergangenen 25 Jahren ist es für viele Kinder noch extremer geworden, anderen fehlt das Notwendigste. Die jungen Großstadteltern von heute stehen Herausforderungen und Möglichkeiten gegenüber, die oft beide Seiten überfordern. Eine Grundruhe in die Familie zu bekommen, war wohl noch nie so schwer wie heute.

Was können Erwachsene von Kindern lernen?
Kinder können enorme Lebensfreude geben. Es gibt viele kleine Dinge, die die Welt schön machen und die besonders Kinder uns zeigen. Die wahren Wunder sind oft im Kleinen zu entdecken. Kinder zeigen uns, dass Träume und Neugierde wertvolle Eigenschaften sind und dass Vertrauen als Lebensgrundlage unverzichtbar ist. Wir bräuchten mehr Politiker mit eigenen Kindern.

Name: Rolf Zuckowski Geboren: 12. Mai 1947 in Hamburg
Wohnhaft: Hamburg – Elbvorort
Kinder: Anuschka, Alexander und Andreas und 3 Enkel
1965: Sänger und Gitarrist einer Schülerband und erstes Album mit Zuckowski-Songs
1974: Erfolge mit „Peter, Sue & Marc“ als Texter und Co-Produzent, mehrfach als Produzent beim Eurovision-Songcontest
1975: erste Kinderproduktion mit der „Finkwarder Lütt Speeldeel“
1978: erste Kindergarten- und Schulkonzerte
1980: erste bundesweite Tournee für die Aktionen „ und Verkehr“ und „Ein Herz für Kinder“ 1982: „Rolf und seine Freunde“ werden durch einen „Wetten, dass…?!“-Auftritt bundesweit populär. Es folgen 15 Jahre ununterbrochene Tournee-Tätigkeit, 44 Alben für Kinder, 12 Alben für Erwachsene (inkl. Zusammenstellungen), auch Produktionen für andere Künstler, etwa für Peter Maffays „Tabaluga“. Mit seiner Stiftung „Kinder brauchen Musik“ setzt sich Rolf Zuckowski dafür ein, dass auch Kinder in benachteiligten sozialen Lebensverhältnissen aktiv Musik machen und erleben können. Spendenkonto: Kinder brauchen Musik; Konto: 1265 300 200; Hamburger Sparkasse (BLZ 200 505 50).

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