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INTERVIEW: BENNO FÜRMANN
„Es braucht Mut, den eigenen Weg zu finden“
Strahlend blaue Augen, durchtrainierter Körper und absolut cool – so kennt man Benno Fürmann aus seinen Filmen, in denen er oftmals den „Bad Boy“ mimt. Beim Gespräch mit ALSTERKIND ist von „Bad Boy“ nichts zu merken. Zur Vorstellung seines aktuellen Films „Tom Sawyer“ (ab 17. November im Kino) kam der Berliner nach Hamburg. Beim Sechs-Augen-Gespräch im Hyatt lernten wir einen netten, charmanten Benno Fürmann kennen, mit dem es Spaß macht, über Kinderfilme, Kindererziehung und große Träume zu sprechen. Fazit: „Bad Boy“ ist nicht, die blauen Augen schon!
Sie sind ein echt mieser Typ als „Indianer Joe“ in Ihrem neuen Film. Was ist das Reizvolle an der Rolle des Bad Boys?
Es macht Spaß, Dinge im Film zu tun, die privat verboten sind. Doch vor allem ist es reizvoll, eine so vielschichtige Person zu spielen. Denn Indianer Joe ist nicht nur mies. Der Rassismus hat ihn geprägt. Kinder haben Angst vor ihm, doch sie finden ihn auch cool und er tut ihnen leid.
„Tom Sawyer“ ist nicht ihr erster Film für und mit Kindern. Was mögen Sie an Kinderfilmen?
Ich möchte Kinder unterhalten. Dabei mag ich Kinderfilme, die nicht einfach die Welt in Gut und Böse einteilen, sondern zeigen, dass es verschiedene Wahrheiten gibt.
Sie haben bereits mit Weltstars wie Heath Ledger und Franka Potente gespielt. Nun besetzen Kinder die Hauptrollen. Profis oder Laien - Mit wem spielt’s sich einfacher?
Kinder können unglaublich professionell sein und sind dabei so unkompliziert. Während wir Erwachsenen lernen müssen, zu spielen, machen sie es einfach.
„Tom Sawyer“ ist ein Waisenjunge mit viel Unsinn im Kopf. Sehen Sie Parallelen zu sich?
Absolut. Auch ich bin interessiert an der Welt außerhalb des Wohnzimmers und versuche, mein Leben nach eigenen Maßstäben auszurichten. Und auch ich merke immer wieder, dass die Welt kompliziert ist und es nicht einfach ist, zu wissen, wie man sich richtig verhält. So wie Tom im Dilemma steckt, weil er seinem besten Freund versprochen hat, den Mund zu halten – er damit aber ein Menschenleben riskiert.
„Tom Sawyer“ und „Huckleberry Finn“ genießen ihre Freiheit. Schaffen Sie es, Ihrer Tochter viele Freiheiten zu geben oder sind Sie eher der übervorsichtige Vater?
Von Natur aus, lasse ich die Leine eher locker. Mit den Jahren bin ich jedoch vorsichtiger geworden.
Welche Lebensweisheiten geben Sie Ihrer Tochter mit auf den Weg?
Zoe soll wissen, dass es wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben und dass es Mut braucht, den eigenen Weg zu finden.
Wie versuchen Sie das in der Erziehung umzusetzen?
Ihre Mutter und ich bringen ihr bei, dass nicht unsere Meinung ihr Leben bestimmt, sondern sie selbst. Wir ermutigen Sie, für sich selber zu denken. Dabei geben wir ihr einen stabilen Rahmen und sind verbindlich in unserem Tun. Auch Grenzen zu setzen und einzuhalten, ist wichtig.
Mittlere Reife, Kellner, Türsteher … – Filmstar! Wie würden Sie einem Kind erklären, wie man das schafft? Immer authentisch sein auf seinem Weg, persönliche Talente entdecken und stärken, sich immer treu bleiben und den Mut haben, eigene Entscheidungen zu treffen. Diesen Mut muss man aber hart trainieren …
Was gehört für Sie zu einer richtig tollen Kindheit?
Freiheit, jede Menge Liebe und ein Blick hinter den Horizont.
Was erlauben Sie Ihrer Tochter ausdrücklich, was Ihnen als Kind verboten war?
Jeden Tag Saft zu trinken.
Wie beschreiben Sie sich als Vater? Ich bin emotional verlässlich.
Wenn wir Ihre Tochter in zwanzig Jahren bitten, Sie zu beschreiben. Welche Antwort wünschten Sie sich?
Ich hatte den tollsten Vater, den ich mir vorstellen konnte!
Was waren Ihre liebsten Kinderbücher?
Ganz früh „Die Raupe Nimmersatt“, auch die Geschichte um „Mein Löwe Leopold“ hat bleibenden Eindruck hinterlassen sowie „Die grüne Wolke“.
Was mögen Sie an Hamburg und wo sind Sie hier gern?
Hamburg ist so weltoffen. Man spürt überall die tiefe Tradition mit der Fremde. Der Hafen ist das Tor zur Welt – und mein Lieblingsplatz. Das letzte Mal bin ich bis 7 Uhr morgens an den Landungsbrücken spazieren gegangen, habe Bier getrunken, aufs Wasser geschaut und mich mit Leuten unterhalten.
Weihnachten steht vor der Tür. Wie feiern Sie?
Ganz traditionell mit Baum, Geschenken und einer knusprigen Gans.
Tom und Huck träumen davon, als Piraten zu leben, Frauen zu entführen und von absoluter Gerechtigkeit. Wovon träumen Sie?
Dass wir es bald schaffen, unserer Mutter Erde wieder liebevoll entgegenzutreten. Wir leben in einer Zeit, in der wir es schaffen könnten, die Armut zu besiegen und den Umbruch zur grünen Energie. Nicht Wachstum und Rendite dürfen unseren Weg bestimmen, sondern unser Herz.