Interview mit Patrick Wirbeleit

Anlässlich des Gratis-Comic-Tags am 14. Mai

Interview mit  Patrick Wirbeleit

Foto: Privat

Am 14. Mai ist bundesweit (und mittlerweile im 7. Jahr) die große Gratis-Comic-Tag-Aktion. Bundesweit machen inzwischen fast 300 Händler mit, eine Auflage von 400.000 Comics wird verschenkt, darunter Comic-Klassiker wie Lucky Luke (der dieses Jahr 70 wird), die klassischen Marvel & DC-Strampelhosen-Helden, aber auch literarische und zeitaktuelle Comics wie die poetischen Short-Stories von Jiro Taniguchi oder die israelische Tinder-Graphic-Novel „Love Addict“. Und dieses Jahr ist auch wieder ein Hamburger Autor mit am Start, dessen Comic bundesweit verteilt wird - und zwar Patrick Wirbeleit mit seiner erfolgreichen und ultra putzigen Kinder-Comic-Reihe „Kiste“. Anlässlich des GRATIS COMIC TAGs sprachen wir mit „Kiste“-Autor Patrick Wirbeleit über seine Arbeit an der „Kiste“-Serie und dem Geschichtenerzählen für Kinder:

„Der Junge in uns ...“ - „Kiste“-Autor Patrick Wirbeleit im Interview zum GRATIS COMIC TAG

Mattis ist Bastler. Und Erfinder. Da kann er die Kiste natürlich bestens brauchen, die er eines Tages vor dem Haus findet. Er staunt allerdings nicht schlecht, als die ihn plötzlich fröhlich begrüßt. Eine lebende Kiste! Und es kommt noch besser: Sie bastelt und erfindet für ihr Leben gern! Schließlich war sie mal die Werkzeugkiste eines echten Zauberers. Blöd nur, dass Kiste zwei linke Hände hat…

Die Kindercomic-Serie “Kiste” ist die erste Zusammenarbeit von Szenarist Patrick Wirbeleit und Zeichner Uwe Heidschötter. Spaß am Basteln und Bauen – und vor allem das Thema Freundschaft stehen im Mittelpunkt eines lustigen und rasanten Abenteuers, in dem Kiste und Mattis nicht nur dem Zauberer aus der Patsche helfen müssen.

Drei „Kiste“-Bände sind bereits im Verlag Reprodukt erschienen, ein viertes ist für Herbst 2016 in der Mache. Beim GRATIS COMIC TAG am 14. Mai haben nun alle großen und kleinen Leser die Möglichkeit, ein kostenloses „Kiste“-Heft abzustauben und Mattis und Kiste kennenzulernen. Anlässlich des GRATIS COMIC TAGs sprachen wir mit „Kiste“-Autor Patrick Wirbeleit über seine Arbeit an der Serie und dem Geschichtenerzählen für Kinder.

Lieber Patrick, du bist der Autor der Kindercomicreihe „Kiste“ über den Jungen Mattis und seinen Freund Kiste, einer tollpatschige sprechenden Kiste mit einer Leidenschaft fürs Basteln und Bauen. Was kannst du uns über deine Hauptfiguren erzählen?

Kiste ist wahnsinnig begeisterungsfähig und positiv. Kiste ist das "ich-will-alles-und-zwar-sofort"-Kind. Ungefiltert, direkt, ehrlich. Mattis hingegen ist ein normaler Junge, der aber neben Kiste manchmal schon beinahe erwachsen wirkt. Aber auch nur beinahe.

„Kiste“ ist ein Team-Produkt - der Bremer Zeichner und Animationskünstler Uwe Heidschötter zeichnet die Bilder zu deinen Geschichten. Wie läuft die Zusammenarbeit ab und wie viel Einfluss hat Uwe auf die Abenteuer von Kiste und Mattis?

In der Entwicklungsphase des ersten Abenteuers gab es einen regen (telefonischen) Austausch zwischen Uwe und mir. Vor allen Dingen darüber, wie sich die Hauptfiguren in dieser und jener Situation verhalten sollten. Das Herausarbeiten der Persönlichkeiten von Kiste und Mattis fand also gemeinsam statt. Die Persönlichkeit des Zauberers Bartelstrunk wurde beispielsweise überhaupt erst konkret, nachdem Uwe sie gezeichnet hatte.

Ohnehin habe ich mittlerweile beim Schreiben immer schon Uwes Zeichnungen im Kopf. Natürlich nur vage. Und am Ende sieht es sowieso ganz anders aus. Aber diese Bilder im Kopf helfen mir beim Schreiben ungemein. Ansonsten ist der Prozess eher profan. Ich denke mir eine Geschichte aus und schicke sie dann per Mail an den Lektor Michael Groenewald und Uwe. Beide kommentieren dann die Geschichte und ich ändere sie dann noch einmal. Manchmal massiv. Ich denke, einer der Gründe weshalb die „Kiste“-Geschichten so gut funktionieren, ist genau diesem Prozess geschuldet. Denn sowohl Michael als auch Uwe haben die gleiche Vorstellung davon, wie eine „Kiste“-Geschichte sein sollte. Oder anders gesagt: Der Junge in uns (zu dem wir alle noch guten Kontakt haben) wäre ebenfalls gerne mit Kiste befreundet!

Du bist selber auch Zeichner - macht das die Zusammenarbeit mit einem Illustrator an einem Projekt, das du nur schreibst, leichter oder schwieriger?

Leichter. Denn als Zeichner habe ich eine gute Vorstellung davon, wie viel Text- und wie viel Bildinformation sich in einem Panel/ einer Seite/ einer Geschichte unterbringen lassen. Und wenn man mit einem so großartigen Zeichner wie Uwe zusammenarbeiten darf, ist es für mich wie Weihnachten, wenn ich meine Ideen dann in Bildern umgesetzt sehe!

Du schreibst und zeichnest Geschichten für Kinder schon seit Jahren. Worin besteht die Herausforderung, für ein junges Publikum zu erzählen?

Die Herausforderung besteht in erster Linie in der Zusammenarbeit mit den Verlagen. Und die Schere in deren Köpfen. Oder anders gesagt: Um Bücher für Kinder verkaufen zu können, müssen diese in erster Linie den Leuten gefallen, die sie kaufen. Das heißt, in der Regel: Omas, Tanten und Mütter. Das macht es vor allen Dingen schwer, Geschichten für Jungs zu schreiben und dann auch noch veröffentlicht zu sehen. Da hatte ich mit Reprodukt wirklich Glück.

Warum hast du dich dafür entschieden, aus „Kiste“ einen Comic zu machen? Was ist der Vorteil/Unterschied von Comics für Kinder zu klassischen Kinder- und Bilderbüchern?

Bei einem Comic nutzt man die Bildebene als zweite Erzählebene, teilweise sogar als Haupterzählebene. Man kann also mit gleicher Wortzahl eine viel komplexere Geschichte erzählen. Das ist natürlich besonders toll für Kinder, die gerade erst anfangen zu lesen. Ich habe diesbezüglich schon so viel positive Rückmeldungen von Müttern bekommen. Im Sinne von: "'Kiste' ist das erste Buch, das mein Kind alleine durchgelesen hat!" So etwas ist natürlich nicht nur für die Mütter toll, sondern vor allen Dingen ein echtes Erfolgserlebnis für das Kind!

Im Herbst erscheint der nächste, inzwischen vierte, Band von „Kiste“ im Reprodukt-Verlag. Was werden Kiste und Mattis da erleben?

In "Roboteralarm" steht vor allen Dingen Kistes Wunsch im Mittelpunkt, auch einmal in die Schule gehen zu dürfen. Dass dieser Wunsch im Chaos endet, wird sicher niemanden wundern, der die Serie kennt.

Du bist Vater von einem Jungen und einem Mädchen und lebst mit deiner Familie in der Nähe von Hamburg. Was ist der Lieblingsort von deinen Kindern in Hamburg? Hast du einen Familiengeheimtipp für die Hansestadt?

Da wir südlich der Elbe wohnen, sind wir immer gerne in die Nähe des Lühe Anlegers im Alten Land gefahren. Allerdings nicht um Eis oder Pommes an den Buden zu konsumieren, sondern um Scherben zu sammeln. Denn besonders bei ablaufendem Wasser kann man sich dort am Ufer wunderbar durch die Geschichte Hamburgs wühlen! Scherben von bemaltem Geschirr verschiedenster Epochen, wunderschöne Fliesenstücke, von Bombenfeuer geschmolzenes Glas und sogar ein originalgotischer Formbackstein war schon mal dabei. Zudem ein schöner Anlass, so ganz nebenbei auch etwas von der Vergangenheit zu erzählen oder gar eigene Geschichten um die Fundstücke herum zu erfinden.

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Gewinnspiele

Weitere Informationen:
https://wirbeleit.wordpress.com/
http://www.gratiscomictag.de/comics/kiste/
http://www.reprodukt.com/produkt/kindercomics/kiste-neuausgabe-im-hardcover/

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