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Papa schafft das schon
Foto: fotolia.com
Mehr Abenteuer, weniger Gemüse, später ins Bett – Wochenenden allein mit Papa sind für Kinder der Hit. „Wissen ist Macht. Nichts wissen macht nichts.“ Der alte Sponti-Spruch bekommt eine ganz neue Bedeutung, wenn Mama mal ein Wochenende weg ist und Papa auf die Kinder aufpasst.
Als ich sechs oder sieben war, musste meine Mutter ein paar Tage weg. Warum weiß ich nicht mehr. Woran ich mich dagegen noch sehr genau erinnere, ist der Nachmittag, an dem mein Vater und ich eine Radtour machten. Er mit seinem grünen Herrenrad, ich mit meinem kleinen weißen Kinderrad, das ich sinnigerweise „Black Beauty“ getauft hatte. Ich liebte Pferde und statt mich mit meinem Vater zu unterhalten, machte ich die ganze Zeit Schnalzgeräusche und Hufgeklapper und sagte „Braver Junge“ zu meinem Fahrrad. Dann kam die Ponywiese. Kleine, dicke Haflinger, die ich durch das Gatter streichelte und mit Gras fütterte. „Setz dich doch mal drauf und ich mach ein Foto“, schlug Papa vor und ich war begeistert. So etwas hätte meine Mutter nie erlaubt. Er hob mich hoch, setzte mich einem Pony auf den Rücken und wollte gerade den Fotoapparat holen, als das passierte, was passieren musste: Das Pony lief los. Erst langsam, dann immer schneller und als es merkte, dass dieses lästige Etwas auf seinem Rücken sich panisch in seiner Mähne festkrallte, raste es im gestreckten Galopp über die Koppel. Ein paar Bocksprünge später lag ich heulend im Dreck. Als wir später am Nachmittag vor einem absurd großen Eisbecher saßen, streichelte mein Vater mir über den verbeulten Kopf und schlug vor, dass Mama von dieser Episode ja nicht unbedingt etwas erfahren müsse, „...oder mein Schatz?“.
Komisch, dass ich gerade jetzt an diese Geschichte denken muss. Ich war ein Wochenende lang unterwegs und mein Mann mit den Kindern allein. Zurück in Hamburg entdeckte ich beim Wäschemachen ein Feuerzeug in der Hosentasche unseres Jüngsten. Ein gefülltes Gasfeuerzeug mit einem Skelett drauf. Wie kommt das denn da rein? „Will ich gar nicht wissen“, rede ich mir ein. Genau wie ich gar nicht wissen will, warum ein linker Kinderturnschuh klatschnass ist und wieso auf der U-Bahnfahrkarte, die im Flur lag, 23:15 Uhr steht.
Das heißt, natürlich will ich all diese Dinge wissen, dringend sogar. Ich habe aber gelernt, dass zu viele Informationen nicht gut sind für den eigenen Seelenfrieden. Man macht sich dann ständig Gedanken, wenn man das nächste Mal einen Wellness-Trip mit Freundinnen plant. Außerdem weiß ich aus diversen Ratgeberbüchern, dass Männer – wenn man sie nur lässt – genauso gute Mütter sein können wie Frauen. Sogar bessere. Das behaupten wenigstens unsere Söhne, wenn sie nach ein paar Tagen mit Papa selig in der Badewanne sitzen und tütenweise buntes Knisterpulver ins Wasser schütten. Das Zeug gibt’s bei mir nie, ist mir viel zu teuer.
Wenn Papa einkaufen geht, kommen die Jungs sogar freiwillig mit. Sie hoffen dann, dass er den Unterschied zwischen Normalo-Zahnpasta für 1,29 Euro und Weltraum-Glitzer-Zahnpasta mit Lakritzgeschmack für 2,75 Euro nicht auf den ersten Blick erkennt und leiern ihm „Star-Wars“-Comics aus den Rippen. Und danach? Ab nach Hause, Einkäufe verstauen, Schulaufgaben machen, eine Runde Uno spielen und dann ins Bett? Laut meinem Mann hat es sich genau so zugetragen und auch die Kinder haben dieses Alibi bestätigt.
Und weiter danach fragen werde ich bestimmt nicht. Wie lautet sie noch mal, diese alte Weisheit für den inneren Seelenfrieden? Eine Mutter muss auch nicht alles wissen.
Birte Kaiser (44) ist freie Journalistin. Sie schreibt regelmäßig für diverse Frauenzeitschriften und für ALSTERKIND. Mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen Hannes (11) und Mats (8) lebt sie in Winterhude. www.birtekaiser.de
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