Interview mit Ralph Caspers

„Zu einer richtig tollen Kindheit gehört Popeln!“

Interview mit Ralph Caspers

Foto: © Johannes Haas

Er erklärt uns die Welt und hat eigentlich von nix 'ne Ahnung – Moderator, Autor und Klugscheißer Ralph Caspers steht vor allem mit Sendungen wie „Wissen macht Ah!“ und die „Sendung mit der Maus“ vor der Kamera. Jetzt hat der 48-jährige Vater von drei Kindern und Bundesverdienstkreuzträger sein neues Buch „99 harmlose Fragen für überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern“ rausgebracht und philosophierte mit uns über Kindheit und die wichtigste Frage im Leben.

„99 harmlose Fragen für überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern“ – Warum muss man die Unterhaltung zwischen Eltern und Kindern anregen?
Um sich besser kennenzulernen, um Gedanken auszutauschen. Kinder haben gute Gedanken und stellen Fragen, die man von Nobelpreisträgern erwarten würde. Die Fragen und Gedanken in diesem Buch sind einfach ein schöner Zeitvertreib.

Was ist denn Ihre Lieblingsfrage?
Natürlich hat jede Frage in diesem Buch etwas Besonderes. Aber wenn ich jetzt einmal so nachdenke, kommt mir die Frage „Mayo, Ketchup oder Senf?“ in den Sinn. Diese Frage beschäftigt sich mit der Zubereitung von Sandwiches und Wahlparadoxien. Das sind Situationen, in denen sich eine Gruppe zwischen zwei Saucen entscheidet – und wenn dann eine dritte Saucenmöglichkeit dazukommt, ändert die Gruppe ihre Entscheidung. Sie entscheidet sich nicht für die neue Sauce, was ja nachvollziehbar wäre, sondern für die, die eigentlich nur die wenigsten haben wollten.

Wenn Sie an Ihre Kindheit denken – womit haben Sie Ihre Eltern gern gelöchert?
Mit allem – ich glaube, ich war ein sehr schwieriges Kind.

Worüber und über wen können Sie lachen?
Sehr witzig fand ich die britische Sitcom-Serie aus den 70ern „Fawlty Towers“ mit John Cleese von Monty Python. Das entspricht schon sehr meinem Humor. Ich hätte mich beim Gucken einmal fast totgelacht. Ich musste so lachen, dass ich keine Luft mehr bekam und musste wegen einer durch heftiges Lachen ausgelösten Verengung der Atemwege ins Krankenhaus. Seitdem hat das Wort „totlachen“ für mich einen sehr realistischen und ernsten Bezug.

Welche Frage in Ihrem Leben beschäftigt Sie bis heute?
Fragen zum Bewusstsein: Warum schmeckt Schokolade wie Schokolade?

Vom Zivildienst in der Pathologie über die Mitarbeit im Schlachthof und in der Werbebranche - Sie haben ja schon viel ausprobiert. Was davon hat Sie wirklich inspiriert?
Alles inspiriert mich. Ich könnte nicht sagen, die eine oder die andere Sache löst bei mir immer neue Ideen aus. Es ist die Mischung aus allem.

Welche Phasen in Ihrem Leben würden Sie Ihren Kindern nicht wünschen?
Der Tod von Eltern oder anderen wichtigen Menschen ist immer schrecklich. Das wünsche ich niemandem. Auf der anderen Seite ist es auch gut, dass ich das so früh erlebt habe. Kinder wollen ja keine Veränderungen, am liebsten soll alles so bleiben, wie es ist. Gleichzeitig können sich Kinder am schnellsten an neue Situationen anpassen, was eine solche Phase wiederum erträglich macht.

Was gehört für Sie zu einer richtig tollen Kindheit?
Popel! Jetzt nicht nur ein Stück verdickter Nasenschleim sondern zum Beispiel das Innere vom Brötchen rauspopeln, mit Kerzenwachs rumpopeln ...

Was können Erwachsene von Kindern lernen?
Kinder sind ja sehr nah am Boden und können nicht so weit sehen. Aber sie wachsen und mit jedem Zentimeter erweitert sich ihr Horizont und ihr Blickfeld. Erwachsene können sich das gern von Kindern abgucken. Auch wenn wir körperlich irgendwann aufhören zu wachsen, geistig kann es gerne weitergehen.

Wer war der Held Ihrer Jugend?
Phil Conners (gespielt von Bill Murray) in „Täglich grüßt das Murmeltier“. Ich finde es interessant, wie derselbe Tag ganz anders wird, wenn man eine andere Einstellung hat.

Die Arbeit mit Kindern erfordert viel Geduld – was bringt Sie so richtig zur Weißglut?
Ich bin tatsächlich ein extrem ruhiger Charakter. Was mich aber sehr aufregt sind Menschen, die unvorbereitet sind. Wenn man sich mit Leuten treffen muss, die die Arbeit gern auf andere abwälzen und meinen, man könne einfach improvisieren.

Wenn Sie an die Zukunft denken – was bereitet Ihnen Sorgen?
Ich bin ein Pessimist mit optimistischer Veranlagung - oder doch eher ein Optimist mit pessimistischer Veranlagung? Ich könnte mir um ganz viele Dinge Sorgen machen, aber dann käme ich nicht mehr dazu, irgendwas zu unternehmen. Deshalb lasse ich das mit den Sorgen meistens sein.

Name: Ralph Caspers
Geboren: am 18.01.1972 auf Borneo
Stern­zeichen: Steinbock
Wohnort: Köln
Kinder: zwei Söhne & eine Tochter
Sendungen u.a.: „Sendung mit der Maus“, „Wissen macht Ah!“
Bücher u.a.: „Die Kinder-Uni“, „Scheiße sagt man nicht! Die 100 (un)beliebtesten Elternregeln“, „Ich hab’s dir ja gesagt: Mutters tollste Sprüche“, „Ab in die Dertschi! 33 Familiengeschichten, die passieren, wenn man sie nur lässt.“, „Wenn Glühwürmchen morsen“
Auszeichnungen u.a.: „Emil“ (Kinderfernsehpreis) 2008 + 2012, „Goldener Spatz“ 2009, „Erich-Kästner-Fernsehpreis“ 2010, „Grimme-Preis“ 2012, „Bundesverdienstkreuz am Bande “

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