Bücher entern Ohren (BEO)

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Die Preisträger des Kinderhörbuchpreises 2018 stehen fest:

Kategorie 4-6 Jahre:
Megumi Iwasa: „Viele Grüße, Deine Giraffe"

ausgezeichnet als Interpreten: Christian Steyer, Ilka Teichmüller, Marian Funk, Jens Wawrczeck, Otto Mellies und Katharina Thalbach ausgezeichnet als Regisseur: Dirk Kauffels

Jury-Begründung:
In der Savanne ist es furchtbar langweilig, deswegen eröffnet Pelikan eine Poststation und Giraffe beschließt einen Brief an die andere Seite des Horizonts zu schreiben. Das bringt Leben in die Ödnis! „Viele Grüße, Deine Giraffe“ ist ein Lob des Briefeschreibens. Und eine ungewöhnliche Freundschaftsgeschichte, aus der Regisseur Dirk Kauffels mit seinem passgenauen Sprecherensemble ein ruhiges, aber trotzdem abenteuerliches Hörspiel schafft. Erzähler Christian Steyer führt die Hörer von der südafrikanischen Savanne bis zum Kap der Wale. Ilka Teichmüller bringt glaubwürdig die changierenden Gefühlslagen der Giraffe zum Ausdruck. Auch Jens Wawrczeck als Pelikan, Marian Funk als Pinguin, Katharina Thalbach als Robbe und Otto Mellies als Wal finden fabelhafte Interpretationen. Die Intonation ist im besten Sinne zurückhaltend, was die Produktion besonders für jüngere Kinder hörenswert macht. Eine wunderbare Geschichte über den Mut, Neues auszuprobieren, von einem formidablen Sprecherensemble warmherzig zum Klingen gebracht.

Kategorie 7-11 Jahre:
Peter Brown: Das Wunder der wilden Insel

ausgezeichnet als Interpret: Stefan Kaminski

Jurybegründung
Das gestrandete Robotermädchen Roz aus einer vorherbestimmten, artifiziellen Welt wird in „Das Wunder der wilden Insel“ mehr und mehr zum Individuum innerhalb einer dynamischen Tiergesellschaft. Scheinbar mühelos haucht der Berliner Stimmakrobat Stefan Kaminski dem kompletten Personal der märchenhaften Handlung Leben ein und lässt den Hörer an den wechselnden Gefühlsebenen zwischen Roboter und tierischen Inselbewohnern teilhaben. Kaminski liest und gestaltet die berührende Geschichte in mannigfachen Tonfarben, unterhaltsam und witzig, spannend und rasant, nachdenklich und leise, ohne die philosophische Ernsthaftigkeit zu unterschlagen oder klamaukig zu überkleben. Seine Erzählstimme gerät so sachlich und warm, dass man sich gerne von ihm führen lässt – erst durch das Dickicht der Insel und schließlich zum offenen Ende der Story, in der Roz ihr Herz entdeckt und womöglich ein Zuhause findet. Ein großer Lesekünstler in seinem Element!

Kategorie ab 12 Jahre:
Lea-Lina Oppermann: Was wir dachten, was wir taten

ausgezeichnet als Interpreten: Birte Schnöink, Julian Greis und Sebastian Rudolph

Jurybegründung
Amokalarm. Eine maskierte Person dringt ins Klassenzimmer ein und diktiert mit geladener Pistole Aufgaben, die erbarmungslos die Geheimnisse aller an die Oberfläche zerren. Ein aufregend inszeniertes Kammerspiel macht das Psychogramm einer ganzen Klassengemeinschaft hörbar. Mit hoher Intensität weben Birte Schnöink als Schülerin Fiona, Julian Greis als Schüler Mark und Sebastian Rudolph als der Mathe-Lehrer Filler die dramaturgische Spannung der Geschichte: In „Was wir dachten, was wir taten“ werden die Panik, die seelische Not und die Hoffnung jedes einzelnen sowie die Beziehungen untereinander emotional nachvollziehbar. Gekonnt versetzen die Schauspieler mit ihrer stimmlichen Präsenz den Zuhörer in die perfide Verwicklung dieser Ausnahmesituation. Besonders bemerkenswert ist, wie bis zum Schluss das nervenaufreibende intrapsychische Geschehen erlebbar bleibt und so zur Reflexion herausfordert – gerade weil die Geschichte realistische Situationen außer Acht lässt. Ein beeindruckendes Hör-Erlebnis!

Sonderpreis „Bester Kindersprecher“
Angela Gerrits: Die Nanny-App

ausgezeichnet als Kindersprecher: Jakob Roden, Elias Huber, Lou Tillmanns und Ben Koch

Jurybegründung
Wie wäre es, wenn statt der Eltern einfach eine App liefe? Egal ob Zähneputzen, Tiefschlafphase oder Frühstückssaft – die Nanny-App weiß und kontrolliert alles. Eine immer gut gelaunte, deswegen aber emotionslose Computerstimme trifft auf Jannis, gesprochen von Jakob Roden. Es sind ganz alltägliche Familiensituationen, die in diesem zugespitzten Setting noch konturierter erscheinen: Von der Haut auf dem Kakao, über die Hausaufgaben bis zu den Knieschmerzen nach dem Fußballfoul. Perfekt geht Roden in die Rollen: engagiert, ironisch, nah am Leben. Er ist Erzähler, entnervter Internatsschüler und Versuchskaninchen in einem. Noch ist die App ein Geheimprojekt. Aber was passiert, wenn der künstliche Babysitter außer Kontrolle gerät? „Die Nanny-App“ ist Science-Fiction für Grundschulkinder. Ebenso beeindruckend: Lou Tillmanns als Hanna, Elias Huber als Moritz und Ben Koch als Bruno. Vier talentierte Nachwuchs-Interpreten am Werk – Chapeau!

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