Für ein gutes Klima – eine Familie macht Ernst

Die Steingässers versuchen, ihren Familienalltag klimafreundlich zu gestalten.

Für ein gutes Klima – eine Familie  macht Ernst

Fotos: privat

Am Anfang war ein Ei! Im Dezember vor acht Jahren entdeckte Familie Steingässer aus Malchen bei Darmstadt, dass ihre Zwerghenne Emma mitten im Dezember ihr erstes Ei gelegt hatte. Es war ein besonders milder und sonniger Dezember und Huhn Emma hatte das wohl schon für den Frühling gehalten. Die überraschte Familie Steingässer – das sind die 43-jährige Autorin Jana, der 44-jährige Fotograf Jens und ihre vier Kinder Paula (19), Mio (13), Hannah (11) und Frieda (9), begann daraufhin, sich mit dem Thema Klimawandel zu beschäftigen und stellte sich auch die Frage: „Was hat das eigentlich mit uns zu tun?“ Gemeinsam begab sich sie sechsköpfige Familie auf weltweite Reisen – dem Klimawandel auf der Spur. Das Buch „Paulas Reise oder wie ein Huhn uns zu Klimaschützern machte“ berichtet aus der Sicht von Tochter Paula von ihren Erlebnissen. Zurück in Deutschland war allen klar: „Wir wollen etwas ändern!“ Seitdem versuchen die Steingässers ihren Familienalltag klimafreundlich zu gestalten. Wie das genau aussieht und welche Schwierigkeiten es gibt, verrät uns Mutter Jana:

„Wir haben unsere Ernährung stark umgestellt, aber das war recht einfach. Kein Fleisch mehr, sehr wenige Milchprodukte, Schwerpunkt auf regionaler, saisonaler Ernährung, möglichst verpackungsfrei. Wir kaufen zum Beispiel im Unverpackt-Laden oder im Hofladen ein. Wir haben einen großen Garten und bauen auch selbst Obst und Gemüse an. Mittlerweile machen wir sogar viele Nahrungsmittel wie vegane Brotaufstriche, veganen Käse, Marmeladen, Pflanzenmilch und Mandelmus selbst.

In Küche und Bad verwenden wir nur noch vollständig biologisch abbaubare Produkte und wir machen unser Waschmittel, Deo etc. oft auch selbst. Das ist gar nicht so schwer!

Unsere Kinder haben sich das Prinzip „Teilen und Tauschen“ ziemlich gut angeeignet. Vor allem Paula ist richtig gut darin. Sie kauft nur Secondhand-Kleidung. Und Hannah näht oft aus alten Stücken sensationelle neue Teile zusammen. Auf Tauschpartys gibt es tolle, gebrauchte Kleidung zu ergattern.

In Sachen Energieversorgung haben wir einiges investiert: Haus gedämmt, ein Blockheizkraftwerk angeschafft, das mehrere Gebäude heizt und mit Gas aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten betrieben wird. Wir heizen aber selbst im Winter sehr wenig und ziehen uns lieber mehrere Lagen warme Klamotten an.

Die Autos abzuschaffen fiel uns nicht so leicht. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie ich einen Alltag als berufstätige Mutter mit vier Kindern ohne eigenes Auto bewältigen kann. Jetzt haben wir E-Lastenräder, mit denen wir sogar voll bepackt das Mittelgebirge vor der Haustür meistern.

Ein Thema bleibt leider noch: das Fliegen! Wenn möglich, vermeiden wir es und sitzen dafür auch schon mal 60 Stunden im Zug. Aber manche Ziele, die wir beruflich bereisen müssen, kann man nur mit dem Flugzeug erreichen. Dann versuchen wir zumindest, so viele berufliche Projekte wie möglich vor Ort zu integrieren.

Natürlich stoßen wir bei unseren Bemühungen, klimafreundlich zu leben, auch immer mal an unsere Grenzen. Wir geben auch ab und zu nach und nutzen aus Zeitmangel das Carsharing oder gehen schnell in den nächsten Supermarkt. Aber gleichzeitig geht die nachhaltige Lebensweise so in Fleisch und Blut über, dass wir gar nicht mehr merken, dass dafür ab und zu mehr Zeit draufgeht. Es macht einfach wahnsinnig viel Spaß, das eigene Leben klima- und umweltfreundlicher zu gestalten und dabei die Erfolge zu sehen.“

Hannah, 11 Jahre:
„Mir fällt es überhaupt nicht schwer, klimafreundlich zu leben. Meine Freunde finden das auch total cool und fragen oft nach, wie wir es zum Beispiel schaffen, kaum noch Müll zu produzieren.“
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