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Kinder und Medien
Vom Nutzen zur Gefahr
Internet, Handy, Fernsehen – ohne geht nicht, zu viel macht krank. Pauschale Richtlinien gibt es nicht – zu individuell sind Kinder auf der einen, Medien auf der anderen Seite. Deshalb fragen wir uns nicht, ob Kinder Medien überhaupt nutzen sollen, sondern vielmehr: Ab wann wird es gefährlich? 
Kinder im Netz
Die Medien gehören heute zum Alltag. 95 Prozent der Kinder nutzen zu- hause einen Computer und haben meistens einen Internetzugang. 29 Pro- zent der Viertklässler haben sogar einen eigenen Computer, in der siebten Klasse sind es schon 48 Prozent. Dabei fühlen sich Kinder mit einem eige- nen Computer im Zimmer unwohler. Dr. Christian Schröder, Sprecher des LBS-Kinderbarometers Deutschland: „Offenbar ist ein Familien-Computer mit Internetanschluss bei den jüngeren Kindern der beste Kompromiss, um die Kleinen an diese Technik heranzuführen.“ Das LBS-Kinderbarometer hat auch untersucht, was 9- bis 14-jährige Schü- ler nach eigener Einschätzung im Internet tun. An oberster Stelle steht mit 44 Prozent die Pflege von Kontakten, wobei der zunehmend mobile Zugang per Smartphone dies wesentlich erleichtert. Entspannung oder Bestätigung beim Surfen suchen rund ein Drittel der Kinder. An vierter Stelle steht mit 28 Prozent das Lernen im Internet. Neue Freunde wollen 22 Prozent finden, regelmäßig Trost suchen immerhin 12 Prozent der befragten Schüler. „Dies ist um so häufiger der Fall, je weniger wohl sich die Kinder in Familie oder Schule fühlen“, so Schröder.
Kindgerechte Internetseiten:
www.internet-abc.de
Der Führerschein fürs Netz
www.fragfinn.de
Kindersuchmaschine
www.blinde-kuh.de
Kindersuchmaschine
www.spielbar.de
Interaktive Plattform der „Bundeszentrale für politische Bildung“ zum Thema Computerspiele
www.clixmix.de
Werbefreies Onlineportal für Kinder im Grundschulalter
www.klick-tipps.net
Werbefreie Seite, die Kinderwebsites prüft und bewertet
www.ein-netz-fuer-kinder.de
Übersicht über geförderte Kinderangebote
Wenn aus spiel und spaß sucht wird
Dr. med. Anneke Aden, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Oberärztin Jugendsuchtstation und Leitung der Ambulanz für seelisch erkrankte Kinder und Jugendliche im UKE klärt auf zum Thema Internetsucht:
Wann wird Internetkonsum bei Kindern gefährlich?
Gefährlich wird der Konsum dann, wenn das Kind aufgrund des Konsums soziale Kontakte reduziert, beispielsweise die Kommunikation innerhalb der Familie einschläft, Gleichaltrige nicht mehr getroffen werden, Schule und Hobbies vernachlässigt werden. Eindeutiger wird es, wenn körperliche Vernachlässigung wie mangelnde Hygiene, Ernährung, Bewegungsmangel, gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus bis Schulschwänzen hinzu kommen. Auch Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen, gereizte Stimmung oder Aggression beim Ausschalten des Computers und körperliche Unruhe können beobachtet werden.
Wie wird die Sucht ausgelöst und was sind die Folgen? Es kommen verschiedene Faktoren zusammen. Viele Kinder, deren Konsum suchtartige Formen annimmt, weisen erhebliche psychosoziale Belastungsfaktoren oder sogar psychiatrische Krankheitsbilder auf. Wenn diese Kinder auf Spiele mit Verstärkern treffen, verstärkt sich das Risiko der Suchtentwicklung. In solchen Spielen sind die Kinder im Gegensatz zum realen Leben Helden, erzielen virtuelle Erfolge, die sie sonst gar nicht haben oder knüpfen online leichter Freundschaften. Einzelne Spiele haben besonderen Suchtcharakter und lassen sich z.B. nicht mit Schule vereinbaren.
Was sollten Eltern unternehmen, wenn ihr Kind ein Suchtverhalten aufweist? Wie sieht die Behandlung aus?
Eltern sollten sofort den Kontakt zu Erziehungsberatungsstellen oder zu Kliniken aufnehmen. Bei ausgeprägtem Verhalten sollte bei unter 12-Jährigen eine Vorstellung in der Ambulanz für seelisch erkrankte Kinder und Jugendliche erfolgen. Jugendliche ab 12 Jahre sollten sich direkt an die Drogenambulanz für Jugendliche und junge Erwachsene wenden. Die Behandlung findet abhängig von der Ausprägung und der eventuell bestehenden gleichzeitigen psychischen Störung oder Entwicklungsstörung ambulant oder stationär kinderpsychiatrisch unter Einbeziehung der Eltern statt.
Alsterkind Tip
„schau Hin! Was deine Kinder machen“ ist eine gemeinsame Initiative des „Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend“, „Vodafone“, „ARD“ und „ZDF“ sowie „TV Spielfilm“. Seit 2003 informiert „Schau Hin!“ Eltern und Erziehende über die Entwicklungen und Risiken des Internets und weiterer Medien. die Initiative bietet Orientierung und gibt konkrete Tipps, wie wir den Medienkonsum unserer Kinder begleiten können. Ab wann ist ein eigener PC für Kinder empfehlenswert? Wie lange sollten Kinder fernsehen? Auf was sollten Eltern beim Kauf eines Handys achten? Mit dem „schau Hin!-Medienpass“ kann man sein Wissen zum Thema kindgerechte Mediener- ziehung prüfen. botschafter ist der TV-Moderator und vierfache Familienvater Jörg Pilawa. In einem Interview mit der Initiative sagt er: „Um ihre Kinder vor jugend- gefährdenden Inhalten zu schützen, sind Eltern gefordert, genau hinzuschauen und mit ihren Kindern darüber zu sprechen, was sie sich im Internet ansehen. Eltern sollten darauf achten, dass Kinder ihre persönlichen Daten schützen und so wenig wie möglich von sich preisgeben.“ Das ganze Interview finden Sie unter www.schau-hin.info.