INTERVIEW: SMUDO

„Ich kann bis heute nur drei Griffe auf der Gitarre …“

INTERVIEW: SMUDO

„Ist es DIE da, die da am Eingang steht oder DIE da, die dir den Kopf verdreht?“ Wenn Kultrapper Smudo mit seiner Band „Die Fantastischen Vier“ die Bühne betritt, gibt’s „Le Smou“, „Populär“, „Schizophren“ oder „Ganz normal“. Die, die Smudo, mit bürgerlichem Namen Michael Bernd Schmidt, damals den Kopf verdrehte, hat mittlerweile zwei Kinder mit ihm und ihn zum „Spießer“ gemacht. Wie, das erzählt er beim Treffen mit ALSTERKIND im Café „Don't Tell Mama“ in St. Pauli.

Alle kennen heute deine Songs – warst du schon als Schüler musikalisch?
Nein, gar nicht. Meine Schulnote in Musik war miserabel. Ich kann bis heute nur drei Griffe auf der Gitarre, habe aber schon sehr früh mit `nem Federballschläger Rock-Band gespielt. Ich sehe mich allerdings auch mehr als Rapper denn als Musiker – mein Handwerk geht, möchte ich sagen, ins Autorenhafte …

Welche Rolle spielt Musik in eurem Familienleben?
Wir hören viel Musik und tanzen sehr gern. Bei uns steht eine Gitarre im Wohnzimmer rum – die ist aber nicht im ernsthaften Einsatz, denn die drei oben genannten Griffe sitzen nur theoretisch.

Welcher deiner Songs ist das Lieblingslied deiner Kinder?
Meine Große liebt „Pipis und Popos“ natürlich wegen des für Kinder subversiven Titels und „Gebt uns ruhig die Schuld“. Auf die Frage: „Warum gefällt dir das Lied?“ antwortet sie: „Weil ich es mag!“ Grundsätzlich ist Papas Musik allgemein ganz toll.

Du hast eine Kunstfluglizenz und fährst Autorennen – höher, schneller … Dürfen die Kleinen auch schon mal mit?
Ich bin eigentlich kein Gefahrensucher. Motorsport ist meine langjährige große Leidenschaft, und die Kunstflugausbildung habe ich mehr aus Gründen der Erweiterung meines fliegerischen Horizontes gemacht, nicht um tollkühne Manöver in der Freizeit zu fliegen. Ich mache auch andere Sachen. Ich spiele zum Beispiel Schach – nicht gut, aber gern! Wir sind schon sehr früh mit den Mädels geflogen – regelmäßig zur Ur-Omi nach Paderborn oder zu meinem Bruder nach Regensburg. Das Flugzeug ist für uns ein normales Verkehrsmittel. Beim nächsten gemeinsamen Flug darf die Große das erste Mal vorne sitzen, weil die Kleine aus der Babyschale raus ist und nur in Begleitung auf der Rückbank sitzen darf.

Welchen Vorsatz hast du als Erstes über Bord geschmissen, als du Vater wurdest?
Niemals vor neun Uhr aufzustehen! Heute war es halb sechs!!!!

Haben sich Prioritäten durch das Vatersein verschoben?
Ich versuche, meine Auswärtsjobs so gut es geht zu verkürzen. Früher habe ich gern mal ein paar Tage drangehängt, wenn ich unterwegs war. Heute möchte ich so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie verbringen.

Wie sieht die spießige Seite des Michael Bernd Schmidt aus?
Als Vater rave ich nicht mehr durch – kann aber auch daran liegen, dass sich dieses Bedürfnis ab 40 von alleine reguliert. Zeitlich bestimmt immer noch überwiegend das Nightlife meinen Beruf – aber nicht mehr so heftig. Spießigkeit hat für mich gar nicht mehr so einen negativen Beigeschmack. Wir haben zum Beispiel gerade ein kleines Häuschen mit großem Garten in Blankenese angemietet. Dort werden wir diesen Sommer verbringen.

Wenn wir deine Kinder in zwanzig Jahren zu dir befragen, wie würdest du dir wünschen, dass sie dich beschreiben?
Als lustigen und sehr präsenten Vater, der ihnen viele Sachen gezeigt hat. Ich bin in der Familie für den Humor zuständig – wir erfinden gerne Lieder und Reime und albern rum.

Mit welchen drei Worten würdest du dich beschreiben?
Freundlich, interessiert und experimentierfreudig. Wobei das dritte Wort die ersten beiden zusammenfasst. Ich beschreibe mich also mit zwei Worten.

Wofür gibst du am liebsten Geld aus?
Neben meiner bisher wohl spießigsten Anschaffung – einem 50 Meter langen Gartenschlauch für unseren neuen Garten – gebe ich gern Geld aus für Videospiele, gutes Essen und Trinken und gute Zutaten. Wer einmal neuseeländische Meersalzflocken probiert hat, schmeißt jedes Fleur de Sél spöttisch in den Ausguss.

Worüber und über wen kannst du lachen?
Ich lache über gute Witze, über mich, und ich besitze auch ein gewisses Quantum an Schadenfreude. Letztens war ich mit meinen Mädels unterwegs, die Kleine im Wagen, die Große auf dem Buggyboard und ich am „i-Phone“, welches unter den gegebenen Umständen gerade einen Abflug machte. Die Frontseite war völlig zersplittert – Reparaturkosten von 140 Euro! Gestern fällt mir das Ding dusseligerweise wieder runter … diesmal auf die Rückseite. Die Folge: ein Lachflash! Wenigstens wird diesmal die Reparatur wohl etwas günstiger!

Worauf bist du stolz?
Auf meine Freunde, meine Familie, die Erfolge mit der Band und auf alles, was wir als Menschen und als Musiker erreicht haben.

Bitte vervollständige den Satz: Das Leben mit Kindern ist …
anstrengend schön.

Wo ist dein Lieblingsplatz in Hamburg?
Hamburg ist eine wundervolle Stadt. Wenn‘s eine schöne Großstadt sein soll, hat Deutschland einfach keine Alternative zu bieten. Da gäbe es noch München, wenn die Münchner nicht wären oder Köln mit dem völlig überbewerteten Kölner Dom, wobei das Gemüt der Kölner schön ist, die Stadt weniger – nein, Hamburg ist und bleibt einzigartig! Besonders schön ist Hamburg aus der Luft aus Sicht des südlichen Einflugpunktes: Über der Köhlbrandbrücke faltet sich der Hafen auf, die Elbe von links nach rechts und dann die deutlich grün durchsetzte Stadt rund um die Alster – atemberaubend. Mein Lieblingsplatz hier ist unsere schöne Wohnung in Eimsbüttel.

Der kleine Smudo und sein Vater – was bewunderst du, was willst du besser machen?
Mein Vater ist ein super Typ. In toller Erinnerung sind mir die Naturausflüge mit ihm geblieben. Er zeigte mir, wie man Löwenzahnstengel streifenförmig abschält wie eine Banane und im Wasser schwimmen lässt. Die kräuseln sich dann so lustig. Das habe ich meinen Mädels auch schon gezeigt – die fanden das super! Im Gegensatz zu meinem Vater möchte ich allerdings mehr für meine Kinder da sein; bei ihm ließ es das Berufsbild nicht zu, bei meinem ist es besser möglich.

Vatertag – was steht bei dir an?
Als ein in der Emanzipation der 70er Aufgewachsener kannte ich den Vatertag als eine verachtungswürdige Paschaveranstaltung, auf der die „Schwanzträger eh nur saufen“. Der Vatertag hat jedoch – seit ich Vater bin – eine völlig neue Bedeutung bekommen. Meinen ersten richtigen Vatertag habe ich letztes Jahr in einer Sauna verbracht. Die hatten so ein tolles Vatertagsangebot mit günstig Bier. Verschwitzt in der Junisonne im Bademantel im Freien Bierchen trinken. Super. Das mache ich dieses Jahr wieder.

Jeder Papa mit Bart kennt das: Kuschelstunde und dann: „Papa, du pikst!“ – kommt der Bart mal ab?
Nein, mein Bart ist zu lang, um zu piksen. Er ist eher weich, kitzelt nur etwas, und die Kleine zieht gerne daran rum. Das stört beim Kuscheln aber überhaupt nicht.

Wir sind Eltern, die Kindern fast alles ermöglichen können. Womit bremst du dich vor „Verwöhnung“?
Wir sparen besonders mit Süßigkeiten und Fernsehen. Viel lieber denke ich mir abends Geschichten aus, die ich den Kindern vor dem Einschlafen erzähle. Wenn du an die Zukunft deiner Töchter denkst, welche Ängste hast du um sie? Ich wünsche mir, dass sie immer gute Freunde haben werden, nie das Gefühl haben, allein zu sein und sich immer bei ihren Eltern geborgen fühlen. Gerade weil ich zwei Töchter habe, bin ich auf das Thema „Gewalt gegen Frauen“ zunehmend sensibilisiert.

Mit welchen Werten bist du groß geworden, und welche Werte stehen bei deiner Erziehung ganz oben?
Gleichberechtigung. Ein Thema, das meine Kindheit geprägt hat und auch meine Kinder prägen wird!

Familienplanung – ist sie schon abgeschlossen?
Wir haben unter dieses Kapitel noch keinen Schlussstrich gezogen.

Gibt es noch unerfüllte Wünsche für die Zukunft?
Ich habe mich mein ganzes Leben von Leidenschaft leiten lassen. So möchte ich es auch in Zukunft beibehalten.

Name: Smudo – eigentlich Michael Bernd Schmidt
Geboren am: 6. März 1968
Sternzeichen: Fische
Kinder: Amy (3) und Olga (14 Mon.)
Wohnort: Hamburg-Eimsbüttel
Karriere: als Texter und Rapper der Hip-Hop-Band „Die Fantastischen Vier“
Film/TV: „Die Vorstadtkrokodile 1+2“ (2009), Smudo sprach 2005 und 2008 den Pinguin „Private“ im Film „Madagascar 1+2“, 2006 sprach Smudo den „Grautvornix“ im Kinofilm „Asterix und die Wikinger“ und er gab dem Bösewicht „Boingo“ in „Die Rotkäppchenverschwörung“ seine Stimme, 2008 sprach Smudo die deutsche Synchronstimme von Snoop Dogg in einer Episode von „Monk“
Hörspiele: 2008 sprach Smudo in Folge 7 der Reihe „Caine von Lausch – Phantastische Hörspiele“ die Rolle des Dr. Henry Rollins und las dort die offizielle Falco-Biographie.

Mehr Artikel auf ALSTERKIND.com:

Du spinnst wohl

Du spinnst wohl

An einem schönen Morgen Anfang Dezember gerät die Stubenfliege Bisy ins Netz der grummeligen Spinne Karl-Heinz. Die Spinne freut sich über...
WEITERLESEN