Ein Gepräch mit drei Anbietern zum Thema "Kreativität"

Kunstschule an der Elbe, Kunstschule Krabax und Museumsdienst Hamburg

Ein Gepräch mit drei Anbietern zum Thema

Wir sprachen mit drei Institutionen, die wissen, wie es mit der Kreativität der Kinder in der heutigen Zeit bestellt ist ...

Kunstschule an der Elbe

Wie gehen Sie mit der Kreativität von Kindern um?
Kinder sind ja von Natur aus schon kreativ. Uns geht es darum, herauszuholen, was bereits in ihnen steckt. Wir vermitteln den Kindern Kenntnisse und Fähigkeiten, damit sie ihre Ideen noch besser umsetzen können.

Wie fördern Sie Kreativität?
Zu allererst ermutigen wir die Kinder an Staffeleien zu stehen und auf großen Formaten zu malen. Das macht sie schon mal frei und offen. Dann folgt das Sehen lernen, wie etwa Proportionen erfassen, Licht und Schatten entdecken, die Bildaufteilung beachten. Parallel erwerben die Kinder Kenntnisse über unterschiedliche  Techniken (Zeichnen, Malen, Linoldrucken), Farben (Tempera, Acryl, Aquarell, Öl), Papiere, Werkzeuge. Beim Töpfern starten die Kinder mit einfachen Schalen, bald schon können sie Tiere, Köpfe und Szenen gestalten und bemalen.

Kann man Kreativität überhaupt lernen, bewerten, kritisieren?
Kreativ sein kann man nur in einer angstfreien Atmosphäre. Negative Kritik gibt es daher bei uns nicht. Positive Verstärkung, also Ermutigung, ist deutlich effektiver.  Beurteilen lässt sich Kreativität aber schon, es gibt z.B. interessante Bildaufteilungen oder langweiligere. Farben können liebevoll gemischt werden oder einfach nur aus der Tube genommen werden. Beim Töpfern gibt es sorgfältige Verarbeitungen oder welche, die im Brennofen platzen.  Also, es gibt da schon deutliche Unterschiede. Je mehr Materialkenntnis und Individualität in ein Werk einfließt, desto besser.

Ab welchem Alter macht ein Kunstkurs Sinn?
Wir starten ab 6 Jahren, manchmal auch ab 5 Jahren, je nachdem wie lange sich ein Kind schon konzen-trieren kann. Wir haben Kinder und Jugendliche bis etwa 17Jahre. Ältere gehen in die Erwachsenenkurse.

Was sagen Sie zum Mädchen-Jungen-Ungleichgewicht in diesem Bereich?
Bei uns ist das Ungleichgewicht zwischen Jungs und Mädchen gar nicht mal so extrem hoch, wir haben auch viele Jungs. Die Gemeinsamkeit der Kinder liegt weniger im Geschlecht als viel mehr darin, dass sie gerne kreativ sind, sich gerne mit Gestaltung jeglicher Art beschäftigen. Wir sorgen außerdem für viel Abwechslung, da wir Malen, Zeichnen, Drucken und Töpfern gleichzeitig anbieten, die Kinder können sich immer entscheiden, wozu sie am gerade am meisten Lust haben.

Kunstschule im Elbe / Atelier Landbeck
• Kunstkurse für Kinder und Jugendliche
• Kindergeburtstage, Ferienworkshops
• Mal-, Zeichen-,  Töpferkurse für Erwachsene
• Kreative Firmen- und Familien-Events
Osdorfer Landstraße 137, 22609 Hamburg, www.kunstschule-elbe.de

Kunstschule Krabax

Wie gehen Sie mit der Kreativität von Kindern um?
Ich verstehe die Kreativität als natürlichen Impuls, sich auf verschiedenste Weise auszudrücken. Es sind die sinnlichen Erfahrungen wie das Sehen von Farben, das Fühlen von Formen oder die haptische Wahrnehmung von Strukturen, die die Lust wecken, sich gestalterisch auszuprobieren. Kinder haben noch einen direkten und unvoreingenommenen Zugang dazu. Sie wollen sich kreativ und spielerisch entdecken, ohne von Konzepten und Bewertungen ausgebremst zu werden. Die Kinder sollen ihre ganz eigene, individuelle Kreativität mit Spiel und Spaß ausleben können. Wir schaffen Vertrauen mit sanfter Anleitung und sorgen mit kleinen Tipps und Hilfen für ermutigende Erfolgserlebnisse und Stolz.

Wie fördern Sie Kreativität?
Kreativität ist ein angeborener Drang und Ausdruck von Entwicklung, Fortschritt und Lebendigkeit. Sie ist in jedem Menschen vorhanden, aber manchmal gerät sie in Vergessenheit. Bei uns erleben Kinder sich selbst in ihrer eigenen Kreativität, und indem wir mit ihnen darüber reden, sie ermutigen und künstlerisch experimentieren lassen und dabei mit kleinen Tipps und Ratschlägen zu erstaunlichen Ergebnissen verhelfen, entwickeln sie Erfahrung, Zuversicht und ein ausgeprägtes Bewusstsein für ihre gestalterischen Fähigkeiten. Für uns gehört es mit zu den schönsten Momenten, wenn wir den Kindern einfache Tricks und Raffinessen zeigen, mit denen sie besondere Effekte erzielen können. Das Staunen und die leuchtenden Augen!

Kann man Kreativität überhaupt lernen, bewerten, kritisieren?
Kreativität ist da, man kann sie nicht erlernen, genauso wie man Kind sein nicht erlernt, sondern Kind ist (und das im besten Fall auch im Erwachsenenalter noch erinnert und lebt). Sie kann wachsen, ja! Und es gibt viele unterschiedliche Kreativitätsformen und Ausdrucksweisen. Kreativität ist unser Geburtsrecht. Das Leben ist ein permanenter Gestaltungsprozess und wir haben das Recht, kreative Entscheidungen zu treffen, sei es in der Schule, in Freundschaften, in der Ausbi dung oder im Büro. Fantasie, Mut, Einfallsreichtum, mal ganz andere Perspektiven einnehmen, das alles wird angeregt beim künstlerischen kreativen Gestalten, und das lässt uns auch bei unseren Entscheidungen und Denkweisen im Alltag offener und einfallsreicher, eben kreativer werden. Und zu der Frage, ob Kreativität bewertet werden sollte: Nein, auf keinen Fall! Kreativität ist eine Ausdrucksform des Empfundenen. Hier geht es um Geschmack, Charakter und um das Wesen „Mensch“, um die Sprache des Unterbewusstseins. Wie kann man da bewerten? Zum Thema Kritik: Die effektivsten Mittel richtungsführend zu sein, sind Wertschätzung, Anregung und Vertrauen. Wenn etwa aus ihnen selbst heraus entstanden ist, dann haben die Künstler, ob klein oder groß, Meisterwerke geschaffen und sollen Stolz und Zufriedenheit erfahren können.

In welchem Alter macht ein Kunstkurs Sinn? Es macht dann Sinn, wenn es von den Kleinen gewünscht wird. Und ja, das finden die Eltern schon zu Hause heraus, wenn die Zwerge für ihr Leben gern basteln und malen und nach mehr verlangen. Wir bieten einige Kurse schon ab drei Jahren an, und es ist erstaunlich, mit wie viel Freude hier gewerkelt wird.

Was sagen Sie zum Mädchen-Jungen-Ungleichgewicht in diesem Bereich?
Ich sehe da kein Ungleichgewicht, sondern eine große gegenseitige Inspiration, die mich mehr und mehr begeistert. Ich habe zwei reine Jungenkurse – einer davon ist für Jugendliche! – und viele gemischte Kurse, aber, soweit ich weiß, keinen einzigen reinen Mädchenkurs. Die Anzahl der Jungen in den Kursen steigt, und das ist eine große Bereicherung! Mir fällt auf, dass Jungen weniger selbstkritisch unterwegs sind und vermeintlich mehr Selbstüberzeugung mitbringen als die Mädchen. So wird es jedenfalls lautstark artikuliert unter ihresgleichen. Das hat für die Jungen den Vorteil, sich an alles angstfrei heranzuwagen,birgt aber auch die Gefahr, nach Beenden komplett unzufrieden zu sein. Die Mädchen dagegen verlieben sich oft in ihr Ergebnis. Das Gestalten ist für die Jungeneine Gelegenheit, über künstlerisches Feingefühl an sensiblere Wahrnehmungen zu kommen. Und wer meint, Jungen sprächen weniger als Mädchen, der erlebt hier einen höchst lebendigen Austausch in jeder Phase des Erschaffens. Die Mädchen hingegen entwickeln einen mutigen Umgang mit Fehlern, die sich als neue Möglichkeiten darstellen, und die Angst schwindet mit jeder dieser Erfahrungen. Jungen und Mädchen beeinflussen sich gegenseitig in ihrer künstlerischen Bildsprache. Ich freue mich über diese Entwicklung und genieße meine Arbeit in der Kunstschule KRABAX mit all den wunderbaren Künstlern, egal welchen Alters, sehr. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Kunstschule Krabax • Stephanie Freiling Sierichstraße 124, 22299 Hamburg-Winterhude
Tel. 33426478, www.kunstschule-krabax.de

Museumsdienst Hamburg - Langeweile im Museum war gestern

Früher waren Museumsbesuche für Kinder oft langweilig. Heute gibt es viel für Kinder. Was hat dort für ein Umdenken stattgefunden?
Museen haben erkannt, dass es keine Diskrepanz zwischen ‚Spaß’ und ‚Museum’ geben kann und bieten ein großes Freizeitangebot für Kinder an. Ein Museumsbesuch ist dann nicht langweilig, wenn Kinder sich direkt angesprochen fühlen, wenn sie teilhaben und selber aktiv sein dürfen und die Themen einen Bezug zu ihrer Lebenswelt haben.

Haben Sie eine Museums-Empfehlung für kleine Kinder?
‚Hands on’ – das ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht! Für kleine Besucher ist das Spaß und Segen zugleich: Das „Hubertus Wald-Kinderreich“ im Museum für Kunst und Gewerbe, der „Kinderolymp“ im Altonaer Museum oder das „Hamburger Kinderzimmer“ vom Künstler Olafur Eliasson in der Kunsthalle, das ein listiges Steckspiel bietet, mit dem Kinder eigene Skulpturen entwerfen und dort ausstellen können. All dies sind tolle Orte zum Experimentieren, Verkleiden, Trickfilm drehen, Ausprobieren, selber Kreieren – nicht zu vergessen sind interaktive Angebote wie z.B. Torwandschießen im HSV Museum und natürlich im Kindermuseum Klick!

Haben Sie einen Tipp, der super für Kinder, aber noch nicht so bekannt ist?
Bei „Spürnasen - betrachten und empfinden“ in der Kunsthalle heißt es: Ohren auf! Kunst kann man hören. Und nicht nur das! Die Spürnasen im Museum horchen, schnüffeln, schmecken und tasten sich durch die Kunst. Auch toll„Nachts im Museum“: Einmal im Jahr können die kleinen Besucher sogar im Museum übernachten. Ein weiteres Angebot wie der ‚Klub der Künste‘ in den Deichtorhallen widmet sich an junge Menschen von 16-26 Jahre und eröffnet »Frei-Raum« für Diskussionen, Ideen und Projekte. Die „Forschungsreise in den Körper“ im Medizinhistorischen Museum ermöglicht den Aufbau des menschlichen Organismus nachzuspüren, gemeinsam eine Wirbelsäule nachzubauen, einfache Stethoskope zu erzustellen und sie probieren. Oder die „Zeitreise“ als Führung für Kitagruppen in der Kunsthalle macht die Dimension ‚Zeit’ erfahrbar.

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