Sie sind hier: ALSTERKIND & ELBEKIND / Lies mich! / Titelgeschichten / Fremdsprachen in Kitas
Fremdsprachen in Kitas
Bilinguale Kitas – so läuft’s im Alltag
Illustration: Creative Stock - Fotolia.com
Die Zahl der zweisprachigen Kindertageseinrichtungen steigt stetig. In den vergangenen zehn Jahren hat sich ihre Anzahl verdreifacht. Nach einer Erhebung des „Vereins für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen und Schulen“ (FMKS e.V.) hat sich in Hamburg die Zahl der bilingualen Kitas seit 2004 sogar mehr als vervierfacht. 80 bilinguale Kitas gibt es in der Hansestadt, davon haben 61 Englisch als Zweitsprache, 6 Spanisch, 4 Türkisch, 3 Russisch, 2 Französisch und je eine Italienisch, Japanisch und Chinesisch (Stand Februar 2014). Insgesamt gibt es heute 1.035 bilinguale Kitas in Deutschland. Das sind 2% aller Kitas, 2004 waren es nur 0,7%.
Bilinguale Kitas (bi = zwei, lingua = Sprache) haben neben Deutsch eine weitere Sprache als Umgangssprache. Die zweite Sprache wird also nicht gelehrt, sondern von einer oder mehreren Personen im Alltag gesprochen. Dabei sollte das Prinzip „Eine Person – eine Sprache“ gelten. Die jeweiligen Personen sollten möglichst Muttersprachler sein oder über muttersprachliche Kompetenzen verfügen.
HELLO in der Kita Villa Luna
Hier bekommen Kinder gleich einen Einblick in mehrere Kulturen. Denn die englischsprachigen Erzieher kommen aus Neuseeland, den USA und Südafrika. Auch einige Kinder bringen ihre eigene Kultur mit und werden dabei von ihren Eltern unterstützt. „Vielfalt und Verschiedenheit liegen uns sehr am Herzen! Und den Kindern macht es einen Riesenspaß“, so Jennifer Hahn, Kita-Leiterin der „Villa Luna“ in Hamburg. Jede Krippengruppe mit ca. 10 Kindern wird von zwei Pädagogen und einem Native Speaker (Muttersprachler) betreut, bei den Elementargruppen mit ca. 20 Kindern sind es drei Pädagogen und ein Native Speaker. Die Muttersprachler sprechen ausschließlich Englisch, singen Lieder und erzählen Geschichten in ihrer Sprache, so dass die Kinder spielerisch ins Englische eintauchen können. „Ein spielerisches Lernen ohne Zwang und Druck, das im Alltag der Kinder integriert ist und die Neugierde weckt, ist das Wichtigste wenn kleine Kinder eine Fremdsprache lernen“, so Jennifer Hahn. Wie gut Kinder am Ende ihrer Kita-Zeit bei „Villa Luna“ Englisch können, variiert von Kind zu Kind. Doch alle haben einen großen passiven Wortschatz, verstehen Aufforderungen und Gespräche. Die deutsche Sprache leidet nicht. Denn auch sie wird gefördert durch Gesprächsrunden, Projekte, Lieder und Geschichten und einer Vorschularbeit in Deutsch.
Villa Luna Kindertagesstätten, Kapstadtring 4, Winterhude,
www.villaluna.de
Größe: über 700 qm Innenfläche und Außenfläche von über 600 qm mit Zugang zum Stadtpark; 70 Plätze
Betreuer: 16 Fachkräfte, davon 6 Native Speaker
Alter: 4 Monate bis 6 Jahre
Kosten: Elternanteil nach Hamburger Gutscheinsystem plus Zusatzbeitrag von 300 Euro/Monat (bis 30 Betreuungsstunden/Woche), 500 Euro/Monat (mehr als 30 Betreuungsstunden/Woche)
Öffnungszeiten: Mo-Fr 6:30-19 Uhr
BENVENUTO im Kinderhaus Schatzkiste
In Lokstedt geht's italienisch zu. Aktuell gibt es eine Elementargruppe, die deutsch-italienisch betreut wird, nach den Sommerferien kommt eine zweite hinzu. In jeder Gruppe gibt es Muttersprachler. Diese Pädagogen sprechen ausschließlich italienisch. So wird die Sprache in den Alltag integriert und nicht gelehrt. „Wenn kleine Kinder eine Fremdsprache lernen, ist es wichtig, dass dies spielerisch geschieht und dass jeder Pädagoge bei seiner Sprache bleibt“, so Daniela Jarmer, stellvertretende Kita-Leitung. Auch die Vermittlung der Kultur gehört dazu. So werden auch italienische Feste gefeiert, z.B. La Befana. Befana heißt die (gute) Hexe, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar auf der Suche nach dem Jesuskind von Haus zu Haus fliegt und Geschenke bringt – oder straft. Daniela Jarmer: „Mit dem Kennenlernen einer anderen Kultur wird neben der Sprache gleichzeitig Achtsamkeit, Toleranz und Respekt vermittelt.“ Natürlich geht es auch in den bilingualen Gruppen nicht nur um Sprache. Das Konzept der Kita hat auch einen Fokus auf Naturpädagogik, zukunftsbedeutsame Themen wie Klimaschutz oder Ernährung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung (Kita 21) und Projektarbeit.
Kinderhaus Schatzkiste, Behrmannplatz 3, Lokstedt, www.drk-kiju.de
Größe: ca. 400 qm Innenfläche und ein großes naturbelassenes Außengelände, 90 Kinder
Betreuer: 13 pädagogische Fachkräfte, 4 Mitarbeiter Hauswirtschaft
Alter: ca. 10 Monate bis zur Einschulung
Kosten: Abrechnung über Hamburger Gutscheinsystem, Kosten richten sich nach dem Einkommen der Familien
Öffnungszeiten: Mo-Do 7-18 Uhr, Fr 7-16:30 Uhr
WELCOME in der Kita Kleine Engel
„In einer Zeit der Globalisierung und einem multikulturellen Europa möchten wir Kinder in ihrer Entwicklung zu selbstbewussten, mehrsprachigen, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten fördern“, sagt Kai Stüwe, Leiter der deutsch-englischsprachigen Kita „Kleine Engel“ in Eppendorf. Der Leitgedanke seiner familiären Kita mit maximal 24 Kindern ist eine ganzheitliche Erziehung, bei der die Kinder bei der Entfaltung ihrer Individualität und Identität unterstützt werden. Für die bilinguale Erziehung wird die Methode der Immersion genutzt: Ein Erzieher spricht nur Deutsch, die andere Person konsequent in ihrer Muttersprache Englisch. Die Kinder tauchen so in ein Sprachbad ein und müssen im Alltag den Inhalt des Gesagten entschlüsseln. Die Kinder werden dabei nicht überfordert, denn kein Kind wird zur Sprache gezwungen. Die Erzieherinnen, speziell in Sprachförderung ausgebildet, unterstützen u.a. Gesagtes mit Mimik und Gestik. Im Alltag werden auch Bücher genutzt, um Sprache zu erleben und sich noch besser in Themen zu vertiefen. „Alle Kinder, die vorher nur Deutsch gesprochen haben und uns für die Grundschule verlassen, können Englisch verstehen, nach Sprachanweisungen handeln und bereits in Teilen kommunizieren“, sagt Stüwe. Die deutsche Sprache leidet nicht – im Gegenteil: Auch die internationalen Kinder bei den „Kleinen Engeln“ lernen nachhaltiges und sicheres Deutsch.
Kleine Engel, Husumerstr. 2 (Eppendorf), www.kleine-engel-hamburg.de
Größe: 135 qm; max. 24 Kinder
Betreuer: 3 Erzieher, davon 1 Muttersprachler, 1 päd. Aushilfe
Alter: 3 bis 6 Jahre
Kosten: abgerechnet wird nach Hamburger Kita-Gutscheinsystem
Öffnungszeiten: Mo – Fr 8 Uhr – 15 Uhr
Mehr Infos zu bilingualen Kitas in Hamburg:
– Auf der Homepage des „Vereins für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen und Schulen“, kurz FMKS e.V.: http://www.fmks-online.de/bilikitas.html
– Auf der auf private Initiative in Hamburg gegründete Plattform zum Thema „mehrsprachig erziehen“: http://bilingual-erziehen.de/zweisprachigkeit/sprachanreize/erziehungssystem/deutschland/hamburg/