Mara-Cassens-Preis 2017

Für ihren Debütroman »Außer sich« erhält Sasha Marianna Salzmann den »Mara-Cassens-Preis für den ersten Roman« 2017

Mara-Cassens-Preis 2017

Cocer: Suhrkamp Verlag

Mit ihrem Roman »Außer sich«, 2017 bei Suhrkamp erschienen, gewinnt Sasha Marianna Salzmann den Mara-Cassens-Preis des Literaturhauses Hamburg. Obwohl es inzwischen viele Debütpreise gibt, ist der Mara-Cassens-Preis, der seit 1970 verliehen wird, mit 15.000 Euro immer noch der höchstdotierte Preis für einen deutschsprachigen Debütroman. Er ist außerdem der einzige Literaturpreis, der von einer Leserjury vergeben wird.

Die Auszeichnung soll Autorinnen und Autoren ermöglichen, »sich für eine gewisse Zeit ganz dem Schreiben zu widmen«, so der Wunsch der im August 2015 verstorbenen Stifterin. Im Gedenken an Mara Cassens und ihr Wirken für die Literatur stiftet die Mara und Holger Cassens Stiftung den Preis weiterhin jährlich. Preisträger der letzten Jahre sind Regina Scheer (2014), Verena Boos (2015) und Katharina Winkler (2016).

15 Mitglieder des Literaturhaus e.V. bilden die ehrenamtliche Jury. Die engagierten Leserinnen und Leser widmeten ihre Freizeit 21.428 Debütseiten: 77 im Jahr 2017 erschienene Romane von 48 Verlagen wurden beurteilt. 13 Titel schafften es in die Finalrunde. Unter den Favoriten waren Nava Ebrahimi mit »Sechzehn Wörter«, Juliana Kálnay mit »Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens« sowie Julia Weber mit »Immer ist alles schön«.

Wer sagt dir, wer du bist? Weil der Roman schonungslos Gewissheiten hinterfragt, fiel die Entscheidung für den Mara-Cassens-Preis 2017 auf »Außer sich« von Sasha Marianna Salzmann. Das Buch erzählt von den Zwillingen Ali und Anton, die als Kleinkinder mit ihren Eltern Moskau als »Kontingentflüchtlinge« verlassen und in der westdeutschen Provinz landen. Die Geschichte setzt ein, als Anton im Erwachsenenalter verschwindet. Aus der Zwillingseinheit gerissen sehnt Ali den Bruder herbei und versteht eine Postkarte aus Istanbul als Aufforderung zur Suche. Konventionelle Zuschreibungen stehen dabei der eigenen Identität im Weg: Geschlecht, Heimat, Sprache. »Außer sich« lässt diese Grenzen auch mittels der literarischen Machart verschwimmen: Gegenwart ermischt sich mit Erinnerung und Erzählperspektiven wechseln. Eine Familiengeschichte in Fragmenten.

Aus der Jurybegründung: »Sasha Marianna Salzmann hat mit ›Außer sich‹ ein in tiefster Weise provozierendes Romandebüt vorgelegt, das im besten Sinne anstrengend zu lesen ist. Dabei entwickelt es eine Dringlichkeit und ein Tempo, denen sich zu entziehen kaum möglich ist. Mit erfrischender Dreistigkeit stellt die junge Autorin alles, was immer klar zu sein schien, infrage. Virtuos jagt sie ihre Hauptfigur durch Istanbul und ein Kaleidoskop zwischenmenschlicher Beziehungen, in dem sich Lebens- und Identitätsbruchstücke Seite für Seite aus bunten Bausteinen immer neu zusammensetzen lassen. Bilder ohne jegliches Idyll und Klischee entstehen. Auch in den Rückblenden lässt sie den Leser spüren, dass die Fetzen, aus denen Erinnerung besteht, nie ein verlässliches Ganzes ergeben werden. Sasha Marianna Salzmann gewährt ihrer Protagonistin große innere Freiheit und Lust am Leben. Der Roman bringt den Leser dazu, eindeutige Kategorien zu verwerfen. Vielschichtig, abgründig, unangepasst, mutig. Von dieser Buchautorin würden wir gerne mehr hören.«

Sasha Marianna Salzmann, 1985 in Wolgograd geboren, aufgewachsen in Moskau, 1995 nach Deutschland emigriert, lebt in Berlin und Istanbul. Sie studierte Literatur, Theater, Medien an der Universität Hildesheim sowie Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. Sie ist Theaterautorin, Essayistin und Dramaturgin, seit 2013 am Maxim Gorki Theater Berlin. Ihre international aufgeführten Theaterstücke sind mehrfach ausgezeichnet. »Außer sich« stand auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis und wurde bereits mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung gekürt.

Die feierliche Preisverleihung des Mara-Cassens-Preises findet am Dienstag, 16. Januar 2018,im Literaturhaus Hamburg statt. Die Preisträgerin sowie Holger Cassens als Vertreter der Mara und Holger Cassens Stiftung sind anwesend. Die Laudatio hält Christoph Schröder. DerKultursenator der Freien und Hansestadt Hamburg Carsten Brosda spricht ein Grußwort.

Datum: Dienstag, 16. 1. 2018 Zeit: 19.30 Uhr Eintritt: frei
Anmeldung: Die Verleihung ist bereits ausgebucht Ort: Literaturhaus, Großer Saal Weitere Infos und Presseakkreditierung bei Carolin Löher, Literaturhaus Hamburg, cloeher@literaturhaus-hamburg.de, T 040.22 70 20 55

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